Alexander Schappek, Mittelschullehrer und neuerdings Magister der Naturwissenschaften hat sich in seiner Diplomarbeit detailreich dem öffentlichen Nahverkehr in Graz gewidmet. Dabei setze er auf statistische und technische Analysen, um die Situation in allen Bezirken bewerten zu können.
Wo läuft es gut, wo schlecht?
Ein gutes Zeugnis stellt Schappek erwartungsgemäß den sechs inneren Stadtbezirken aus. Hier können 82 bis 97 Prozent der Einwohner in weniger als 300 Metern eine Haltstelle erreichen. Positiv fällt außerdem Eggenberg mit einem Wert von 75 Prozent auf.
In den restlichen äußeren Bezirken sieht die Sache anders aus: Nur 41 bis 65 Prozent leben maximal 300 Meter von einer Haltstelle entfernt. Das Schlusslicht bildet Straßgang, jeder sechste braucht hier mehr als 750 Meter um zu einem öffentlichem Verkehrsmittel zu gelangen. Auch Andritz und Mariatrost weisen teilweise Lücken auf.
Werktag versus Sonntag
Auch der Vergleich von Sonntag und Werktag springt ins Auge. Hier gilt als Faustregel: Wo Bim und Bahn fahren, bleibt das Angebot am Sonntag ähnlich gut, wo nur der Bus vorbeikommt, sind deutliche Verschlechterungen zu spüren.
„Im Durchschnitt kann man an Werktagen rund fünf Mal so viele Haltstellen innerhalb von 30 Minuten erreichen wie an Sonn- und Feiertagen“, so der 28-jährige Naturwissenschaftler, der neuerdings auch auf die Politik abfährt und bei der Graz-Wahl für die Neos kandidiert. Und Schappek ergänzt: „Überhaupt können sonntags nur zwei Drittel der Grazer innerhalb von 300 Metern mindestens eine Fahrt pro Stunde wahrnehmen.“
Was taugen U-Bahn und S-Bahn-Ring?
Die Daten und Analysen sind freilich nicht nur interessant zu lesen, sondern sollen auch als Basis für Verbesserungen des Öffi-Plans dienen. Das aktuelle Liniennetz ist bekanntlich sternförmig aufgebaut, mit dem "zentralen Umsteigepunkt" Jakominiplatz in der Mitte. Schappek schwebt eine Weiterentwicklung zum „Spinnennetz“ vor: Von Außenbezirken in die Innenstadt komme man in Graz bereits sehr gut, aber von einem Randbezirk zum nächsten ginge es oft nur über große Umwege.
Hier könnten zwei Ringlinien Abhilfe schaffen: Eine für die inneren Bezirke und eine für die äußeren. Auch die in der Grazer Stadtpolitik bereits kursierende Idee eines S-Bahn-Ringes könnte dabei ins Spiel kommen. Von der U-Bahn hält der Lehrer wenig, sie würde unter der gleichen Sternform-Problematik leiden wie das bisherige System. Außerdem müsse man den öffentlichen Verkehr über die Stadtgrenzen hinaus denken und Pendler schon außen abfangen. Sein Ziel: „Jeder soll jeden Ort in Graz innerhalb von 30 Minuten mit Öffis erreichen können.“