Donnerstagfrüh war lediglich eine kleine Markierung am Asphalt zu sehen. Dort, in der Conrad-von-Hötzendorf-Straße, wo sich am Abend zuvor Unfassbares abgespielt hatte. Eine 59-jährige Frau war ums Leben gekommen, als sie die Gleise bei der Haltestelle Finanzamt überqueren wollte. Ein Auto der Holding Graz war stadtauswärts am Gleiskörper gefahren, gefolgt von einer defekten Straßenbahn, die von einer weiteren Richtung Remise geschoben wurde. Die Fahrzeuge waren kaum schneller als im Schritttempo unterwegs, der begleitende Pkw hatte das Blaulicht eingeschaltet, trotzdem kam es zum Unfall. Wie die Polizei der Kleinen Zeitung bestätigte, war die Frau sehbehindert.

Trotz Notbremsung konnte die Straßenbahn nicht rechtzeitig anhalten, auch bei einem so langsamen Tempo beträgt der Bremsweg mindestens fünf Meter, dazu kam die große Masse von zwei Schienenfahrzeugen hintereinander – und die Tatsache, dass es den ganzen Tag geregnet hatte. Die Frau kam unter die Straßenbahn, sie verstarb an der Unfallstelle.

© KLZ / Infografik Kleine Zeitung

Die Betroffenheit ist groß. Zu oft sind in der „CvH“ schon schwere und sogar tödliche Unfälle passiert – vier Mal sind binnen weniger als fünf Jahren hier Menschen ums Leben gekommen (siehe auch Grafik), zuletzt heuer im Mai. In den letzten zehn Jahren kamen sieben Unfälle mit acht großteils schwer verletzten Personen dazu.

Auch bei den Entscheidungsträgern in der Holding und der Stadt Graz sitzt der Schock tief. Auf den Ruf nach längst überfälligen Sicherheitsmaßnahmen kann man zumindest aber antworten, dass die städtische Arbeitsgruppe Verkehrssicherheit Verbesserungen erarbeitet hat. Hatte es zuletzt noch geheißen, dass ein Umbau erst im Rahmen der nächsten Gleissanierung (Stand jetzt: 2028) möglich ist, macht man jetzt Tempo. „Ich will nicht so lange warten, sondern gleich Maßnahmen setzen. Jeder Unfall ist einer zu viel“, so Vizebürgermeisterin Judith Schwentner (Grüne). „Sicherheit ist nicht verhandelbar!“, betont auch Holding-Vorstandsdirektor Mark Perz.

Schießstattgasse: Maßnahmen schon heuer

Bei der Querung Schießstattgasse, wo heuer der tödliche Fahrradunfall passiert ist, wird noch heuer Folgendes umgesetzt: Die Mittelinsel wird auf drei Meter verbreitert, um mehr Platz und sicherere Wartebereiche für die Querenden zu gewinnen. Die Übersichtlichkeit für Radfahrerinnen und Radfahrer, die zwei Fahrstreifen und zwei Gleise queren müssen, soll verbessert werden – wie auch die Beleuchtung.

Brockmanngasse: Das wird im Frühjahr 2026 gemacht

Auch auf Höhe Brockmanngasse ist eine Umsetzung im kommenden Frühjahr geplant. 300.000 Euro nimmt man hier in die Hand, unter anderem, um mehr Platz und sicherere Wartebereiche für die Querenden zu gewinnen. Nördlich der Brockmanngasse kommt ein neuer Schutzweg mit taktilen Leitsystemen. Gehsteigvorziehungen im Westen schaffen kürzere Querungen und mehr Platz für Zufußgehende. Die mittige Insel wird verbreitert und mit Geländern gesichert, um unkontrolliertes Queren zu verhindern. Auch hier wird die Beleuchtung verbessert.

„Die Sicherheit für unsere Fahrerinnen und Fahrer und für unsere Fahrgäste hat oberste Priorität, nur so ist der tagtägliche Fahrbetrieb überhaupt möglich“, sagt Perz. Wichtig seien daneben auch bewusstseinsbildende und aufklärende Maßnahmen, wie Perz unterstreicht. Wichtig zu wissen: In der Conrad-von-Hötzendorf-Straße fahren Straßenbahnen bis zu 50 km/h schnell. Der Bremsweg beträgt dann 30 Meter, bei nassem Wetter so wie am Unfalltag noch mehr.