Als Grazer Stadtschreiberin sind meine Begegnungen zum größten Teil noch neu, obwohl sich einiges an Routine bereits einsetzt hat: Rundgänge zum Einkaufen, Parallelgassen, um den Shoppingmeilen auszuweichen, halb versteckte Hintereingänge zum Supermarkt im Souterrain. Als ich letzte Woche aus dem Bad zur Sonne kam, entschied ich mich dafür, einmal in eine andere als die gewohnte Richtung zu gehen. Am Griesplatz angekommen, sind mir unter den Füßen Buchstaben aufgefallen, ähnlich gefärbt wie das Straßenpflaster und mittels Schablonen direkt auf den Gehsteig aufgetragen. Ich lief den Sätzen in eine dem Text entgegengesetzte Richtung entlang und schnappte Fragmente auf: „Geschmeiss und Gesindel“, „ohrfeigten mich hin und her“, „hellauflodernden Flammen“. Es war mir bereits klar, dass es sich um ein Kunstprojekt handeln müsse, aber nur allmählich verstand ich, dass es auch ein Mahnmal für das Gedenken an die Novemberpogrome war.