"Wahnsinn, das sind ja wirklich coole Sachen geworden“, sagt Doris Gerharter bei einem Besuch in der Fachschule Gröbming. Die Produktmanagerin von L&M Fashion ist zuvor an einem Ausstellungsraum vorbeigekommen und hat dort etliche Werke der Schüler entdeckt, die im Rahmen eines Jeans-Projektes entstanden sind. Jenes Projektes, zu dem Gerharter im vergangenen Jahr den Anstoß gegeben hat. „Wir haben überlegt, welche Aktion wir durchführen könnten, irgendwann kam dann die Idee, alte Jeans von Kunden zu sammeln“, sagt sie. Der weitere Gedanke: Die Schüler der Fachschule sollen die alten Hosen verarbeiten und neue Sachen entstehen lassen, die später für einen guten Zweck verkauft werden.
In der Fachschule Gröbming mit dieser Idee konfrontiert, hat Lehrerin Andrea Klingler nicht lange gefackelt, „ich habe gleich Ja gesagt“, erzählt sie. Anfang Dezember fanden dann rund 150 ausgediente Jeans den Weg in die Schule.
Seither glühen dort die Nähnadeln, an dem Projekt beteiligen sich die erste und die zweite Klasse, insgesamt sind das rund 60 Schüler. Neben den „normalen“ Stücken, deren Realisierung sowieso auf dem Lehrplan steht – etwa ein Dirndl für die Schülerinnen der zweiten Klasse – entstehen aus den Jeans neue Kleidungsstücke oder aber auch allerhand Accessoires. „Wir machen Geldtaschen, Bezüge für Vasen, Polster, Schlüsselanhänger, Tischsets – aber freilich auch Röcke und Hosen“, erklärt Klingler.
Und auch ein ganz besonderes Stück ist entstanden, ein Dirndl mit einem Leib aus Jeansstoff, einem Rock aus Bettwäsche und einer Schürze, die einst ein Vorhang war. Das fertige Stück hat Klingler auf der Facebook-Seite der Schule gepostet – „das Echo war enorm, viele haben Kommentare hinterlassen, dass sie das Dirndl unbedingt haben wollen“, sagt die kreative Lehrerin voller Begeisterung. „Die Schüler waren erst ein bisschen skeptisch, ob sich das realisieren lässt, aber ich habe gesagt, wir probieren es einfach aus. Dass darauf so viele Reaktionen kommen, damit habe aber auch ich nicht gerechnet“, berichtet Klingler.
Mittlerweile hat man die Teile für ein zweites Dirndl zugeschnitten, „wenn es die Zeit erlaubt, machen wir noch mehr Kleider“, kündigt sie an. Bis zu den Osterferien wird in der Schule geschneidert, dann werden die Erzeugnisse in den L&M-Filialen in Gröbming und Schladming verkauft. Rund 50 Stücke sind bisher entstanden, „und wir haben noch nicht einmal die Hälfte der Hosen verarbeitet“, erklärt Klingler. Der Reinerlös wird für einen guten Zweck verwendet, welcher das sein wird, ist noch unklar.
Was sagen die Schüler zu dem Projekt? „Sie haben sich noch nicht sehr viele Gedanken gemacht, ich denke, das Bewusstsein kommt dann erst, wenn man sieht, wie der Verkauf läuft beziehungsweise feststeht, welcher Betrag zusammengekommen ist. Dann werden sie sicher auch sehr stolz auf sich sein“, meint die Pädagogin.