Die Justizbehörden in Graz haben der Auslieferung des 28-jährigen Türken Gun Ufuk nach Italien grünes Licht gegeben. Der Türke, der Anfang März aufgrund eines Europäischen Haftbefehls in Graz festgenommen worden war, wird von den Justizbehörden in Italien beschuldigt, einer der Menschenschmuggler des am 26. Februar in Cutro in Kalabrien verunglückten Schiffes zu sein, bei dem mindestens 94 Menschen ums Leben kamen.

Die Nachricht der Auslieferung wurde am Mittwoch bei einer Vorverhandlung vor dem Gericht der süditalienischen Stadt Crotone bekannt gegeben. Gegen Ufuk und weitere drei mutmaßliche Schlepper ermittelt die Staatsanwaltschaft Crotone wegen Totschlags, fahrlässiger Körperverletzung und Beihilfe zur illegalen Einwanderung. Die Staatsanwaltschaft Graz informierte per Videoschaltung die Richter in Crotone über die Auslieferung Ufuks. Innerhalb von zehn Tagen soll das Auslieferungsverfahren abgeschlossen sein und der Angeklagte könnte bereits bei den nächsten für den 12. und 4. Mai anberaumten Anhörungen vor Gericht in Crotone anwesend sein.

Am Mittwoch waren zwei verdächtigte Schlepper aus der Türkei und aus Pakistan im Gerichtssaal in Crotone anwesend. Bei der Verhandlung wurden drei pakistanische Überlebende angehört. Durch die Fragen der Staatsanwälte wurde die Reise vom Aufenthalt in der Türkei bis zur Abfahrt in Izmir rekonstruiert. Ein Zeuge erkannte Ufuk als denjenigen, der das Boot steuerte, als dieses einige Dutzend Meter vor der Küste vor Kalabrien zerschellte. Er soll auch als Mechaniker tätig gewesen sein und mehrmals eingegriffen haben, als der Motor des Bootes Probleme zeigte.

Das überladene Fischerboot, das laut der Küstenwache mehr als 150 Personen aus dem Iran, Pakistan und Afghanistan an Bord hatte, konnte der rauen See nicht standhalten, prallte wenige Meter vor der Küste gegen Felsen und zerbrach in zwei Teile. Die Trümmer seien bis zu 300 Meter vor der Küste verstreut gefunden worden.