Seit 2015 kann man an der Wiener Privatuni Sigmund Freud (SFU) Medizin studieren. Seit kurzem aber wackelt die Zulassung für den Master in Humanmedizin. Im September wurde ein Gutachten publik. Die "Agentur für Qualitätssicherung und Akkreditierung Austria" (AQ), welche Unis in Österreich prüft, hatte auf 122 Seiten die SFU analysiert und kam zu dem Schluss, dass man das Masterstudium Humanmedizin gänzlich widerrufen müsste und empfahl, die Wiener Privatuni (mit 5.000 Studierenden) nur weitere sechs statt zwölf Jahre zu akkreditieren.

Ministerium und SFU kennen Ergebnis

Am Donnerstag, 17. November, tagte das Board. Kurz nach 17 Uhr heißt es auf Nachfrage seitens des Ministerium, dass man über das Ergebnis der Beratungen soeben informiert wurde – so wie auch der Rektor der SFU selbst. Doch: "Aus dem laufenden Verfahren können entsprechend keine Informationen weitergegeben werden", so ein Sprecher Polascheks.

Sobald das Ergebnis der Entscheidung inklusive aller Unterlagen im Wissenschaftsministerium eingelangt seien, "wird der Bildungsminister die weiteren Schritte gemäß § 25 Abs. 3 Hochschul-Qualitätssicherungsgesetz setzen". Dieser Paragraf beginnt mit den Worten "Die Akkreditierung, ihre Verlängerung, ihr Widerruf und ihr Erlöschen haben durch Bescheid zu erfolgen [...]" Somit sind alle Ausgangsszenarien möglich.

Vernichtendes Gutachten

In dem Gutachten, das im September der Kleinen Zeitung und anderen Medien zugespielt wurde, wird kritisiert, dass es dem Humanmedizinmaster an einer "ausgewiesenen Universitäts-Klinik" fehle, eine "adäquate Forschungsleistung" sei mit dem vorhandenen Personal und der Laborgröße "nicht leistbar". Der klinische Unterricht würde zu spät und in zu geringem Ausmaß stattfinden. "Die bisherige Forschungsbilanz innerhalb der Fakultät Humanmedizin steht im deutlichen Widerspruch zu den selbstgenannten Zielen auf diesem Feld", heißt es auf einer Seite.

Auswirkung auf die Steiermark

Ein negativer Beschluss hätte auch Folgen für die Steiermark. Denn: Das Land Steiermark finanziert in den kommenden acht Jahren 60 Studienplätze an der SFU. Das sind Studiengebühren von insgesamt neun Millionen Euro, die übernommen werden. Bachelor- und Masterstudium (zusammen sechs Jahre) für die 60 Bewerber sind damit gesichert. Der Haken: Eine Verpflichtung, nach dem Studium zehn Jahre in Kages-Spitälern zu arbeiten – als Offensive gegen den Ärztemangel.

Die ersten 20 Bewerber, die so gefördert werden, begannen diesen Herbst ihr Studium in Wien. Droht nun aber das Aus für den Master in Humanmedizin an der SFU, trifft das auch die Kooperation zwischen Land Steiermark und Wiener Privatuni.

Die Kooperation sorgte an der Grazer MedUni ohnehin für Aufregung. Nun stellten Land Steiermark, Kages und MedUni Graz letzten Freitag ein Maßnahmenbündel um 21 Millionen Euro vor. 300 Medizinstudierende der Medizinischen Uni Graz sollen über Stipendien langfristig an Land und Spitäler gebunden werden – gleich dem Modell mit der Wiener Privatuni.