Vor einem Jahr hatte Friedrich F. in Stiwoll westlich von Graz zwei Nachbarn mit einem Gewehr getötet und eine Nachbarin schwer verletzt. "Es wurlt in einem", sagte der Chefermittler Rene Kornberger zum spurlosen Verschwinden des Schützen.

Den enormen Fahndungseinsatz im schwierigen Gelände beschrieb Oberstleutnant Kornberger mit einem Bonmot über eine Überprüfung eines einschichtig gelegenen Objekts: "Wie viel Gegend gibt's da eigentlich", habe er einen Kollegen nach dem langen Anfahrtsweg über Karrenwege durch die weststeirischen Wälder gefragt. Einen ähnlichen Fall habe es in der Steiermark noch nicht gegeben, auch in Österreich wohl nicht. Natürlich mache man sich noch Gedanken über die Tat. "Man will ja als Ermittler auch die Gewissheit haben - einerseits über den genauen Tatablauf und was hat er seither gemacht und wie. Das interessiert brennend", sagte Kornberger.

Erstmals spricht Angehöriger über Tragödie

Im Servus-TV-Interview erzählt der Witwer eines der Mordopfer von Stiwoll, wie er mit der Wahnsinnstat umgeht:

Stiwoll: Erstmals spricht Angehöriger über die Tragödie

Alle Hinweise seien abgearbeitet, die Soko seit Februar aufgelöst, sagte der frühere Leiter der Sonderkommission, Oberstleutnant Kornberger, am Mittwoch in der Landespolizeidirektion in Graz. Die Polizei wollte bewusst keine Interviews in Stiwoll selbst geben. Der Bürgermeister des kleinen weststeirischen Ortes, Alfred Brettenthaler, hatte Mitte Oktober gegenüber der APA erklärt, dass man sich zum Jahrestag Ruhe wünsche.

Es habe noch Hinweise aus der Obersteiermark und aus dem Burgenland auf Schlaflager im Wald gegeben, die aber überprüft worden seien. An keinem der Plätze hätten sich Spuren von Friedrich F. - zum Zeitpunkt der Tat 66 Jahre alt - gefunden. Auch Hinweise von ausschließlich österreichischen Staatsbürgern, die im Urlaub Friedrich F. gesehen haben wollten, hätten nichts erbracht. Zielfahnder hätten dies überprüft.

Er selbst glaube aufgrund der Persönlichkeit von F., dass es dieser nicht ausgehalten hätte, seit seinem Verschwinden so lange still zu halten. Der Stiwoller habe eine Art Gerechtigkeitssinn gehabt, die ihn bei alle den Geschichten über ihn in den Medien seither nicht hätten schweigen lassen. "Der muss bei so etwas ja explodieren", sagte der Oberstleutnant.

Er glaube auch nicht, dass F. seine Flucht nach den Todesschüssen geplant habe. Das nach der Tat auf einem Waldweg gefundene Fluchtfahrzeug sei mittlerweile sozusagen als Verlassenschaft an die Angehörigen zurückgestellt worden.