"Kunst trifft Theologie": Unter diesem Leitwort widmet sich die Katholisch-Theologische Fakultät an der Universität Graz im kommenden Wintersemester verschiedenen künstlerischen Ausdrucksformen wie Theater, Musik, Literatur, Fotografie und Bildende Kunst. Neben in Graz und anderswo lehrenden Theologinnen und Theologen kommen dabei auch künstlerisch Tätige, der deutsche Starsoziologe Hartmut Rosa und als ehemaliger "Künstlerpriester" in Graz-St.Andrä der Innsbrucker Bischof Hermann Glettler zu Wort. Den Rahmen bildet die diesjährige, für ein breites Publikum offene Vorlesungsreihe "Religion am Donnerstag" an der Theologischen Fakultät.

Gegen unsolidarische Gesellschaft

"Zeitgenössische Kunst fordert Denken und Glauben heraus und eröffnet die Chance, Selbstgewissheiten in Frage zu stellen", heißt es im Programmfolder. Verwiesen wird dazu auf die Widerständigkeit der Kunst "gegen das einseitig Funktionale, gegen resonanzfreie Konsumwelten oder unsolidarische Gesellschaftsmodelle", in der Begegnung mit der Theologie könne "Aufregendes geschehen".

In insgesamt elf Vorträgen versuchen Fachleute diese Verheißung einzulösen. Zum Auftakt findet am 16. Oktober - abweichend von den sonstigen Donnerstagterminen - die Vernissage einer Gruppenausstellung unter dem Titel "Kunst_treffen" statt, bei der sich die beteiligten Künstler in den Räumlichkeiten des Universitätszentrums Theologie (UZT) in der Grazer Heinrichstraße 78 zum Austausch mit Interessierten einfinden.

Ein Highlight ist für den 18. Oktober angekündigt: In Anknüpfung an den spektakulären Versuch im Frühjahr 2018, das Alte Testament auf die Bühne des Grazer Schauspielhauses zu bringen, diskutieren der international renommierte Regisseur Volker Hesse, Soziologe Hartmut Rosa aus Jena, der Mediävist Helmut Birkhan aus Wien und die in die Schauspielhaus-Aufführung eingebundene Grazer Bibelwissenschaftlerin Irmtraud Fischer über die Rezeption literarischer Werke im Theater: "Was fasziniert das Theater an Texten, die an die 2.500 Jahre alt sind? Welche Themen sind resonant? Wie rezipiert man Stücke, die aus einer anderen Epoche stammen?" sind dabei beleuchtete Fragen.

Glettler-Vortrag am 25. Oktober

Eine Woche später, am 25. Oktober, berichtet Bischof Glettler über jene "Verstörungen und Lernerfahrungen", die er als Pfarrer von St. Andrä in der Einbindung moderner Kunst in sakrale Räume erlebte. Für den selbst künstlerisch tätigen Glettler ist Kunst ein "unersetzlicher Lernort", wie es in der Ankündigung heißt: "Kunst steigert Vitalität. In ihr liegt ein Potential zur Verstörung und Versöhnung, zur Entlastung und Innovation."

Spätere Abende mit Persönlichkeiten wie dem Leiter des Grazer Kulturzentrums bei den Minoriten, Johannes Rauchenberger, der Kasseler Theologin Mirja Kutzer, der Performancekünstlerin Valentina Moar oder dem Grazer Uniprofessor für Orgel und Orgelimprovisation Gunther Rost beleuchten Themen wie "Wozu Bilder in Kirchen?", Religion in der zeitgenössischen Literatur sowie Orgel im Spannungsfeld zwischen Kunst- und Sakralmusik.