Große Begeisterung gab es Mittwoch Abend unter gut 300 Studenten, die sich zur Österreich-Premiere des Auftritts von Ig-Nobelpreisträgern eingefunden hatten. Das ist eine Auszeichnung der renommierten MIT- und Harvard-Universitäten in Boston (USA), die seit 1991 jährlich in mehreren Disziplinen vergeben wird und Wissenschaft honoriert, die zum Lachen bringt, aber eben auch einen ernsthaften Kern hat. "Ig" steht für das englisch-/französische Wort "ignoble" für unwürdig, schmachvoll, schändlich.

Die 15 Euro Eintritt waren für die Studenten jedenfalls bestens angelegt. Unter Leitung von Marc Abrahams vom MIT entfalteten sich zwei Stunden witzig-fröhliche Wissenschaft mit leicht schlüpfrigem, aber eben doch akademischen Anstrich.

Laurent Begue, Kees Moeliker, Elisabeth Oberzaucher, Marc Abrahams
Laurent Begue, Kees Moeliker, Elisabeth Oberzaucher, Marc Abrahams © Uni Graz/Schweiger

Nach einer Gesamtschau auf den Preis und dessen Geschichte von Abrahams (in Englisch) kam gleich die heimische Ig-Nobelpreisträgerin Elisabeth Oberzaucher zu Wort, bei uns auch von den "Science Busters" bekannt. Sie hatte 2015 den Ig-Nobelpreis für Mathematik erhalten für die Untersuchung, ob der marokkanische Herrscher Moulay Ismael tatsächlich innerhalb von 32 Jahren 888 Söhne zeugen konnte. Ihr Ergebnis, nach ausführlicher Recherche und der  Entwicklung eines mathematischen Modells: Möglich wars, aber wohl echte Schwerarbeit für den Herrscher.

Gitarre und Meckern

Schwerer verständlich (französisches Englisch!), aber mindestens ebenso launig war die aufwändige Untersuchung von Laurent Begue, Ig-Nobelpreisträger 2013, ob sich Betrunkene attraktiver finden als Nüchterne. In den Bars von Grenoble konnte er nach raffinierten Experimenten eine klare Schlussfolgerung ziehen: Je mehr man intus hat, umso attraktiver findet man sich. Begue krönte seinen Beitrag mit Mundharmonika und Gitarre.

Korrelation Alk-Spiegel und Einschätzung
Korrelation Alk-Spiegel und Einschätzung © Swoboda

Der Niederländer Kees Moeliker, Ig-Nobelpreisträger für Biologie des Jahres 2003, krönte dann den Abend mit seiner bahnbrechenden Forschung  zu "The first case of homosexual necrophilia in the mallard Anas platyrhynchos". Ausgehend von Stockenten, die gegen sein Forschungsgebäude prallten, konnte er ein eigenartiges Sexverhalten dokumentieren: Manche Tiere kopulieren mit einem toten Artgenossen, wenn nur der äußere Schlüsselreiz vorhanden ist. Der Ornithologe bekommt seither aus der ganzen Welt Beispiele für merkwürdiges Tierverhalten. Sein trockener Humor führte ebenso zu Lachsalven wie die Tatsache, dass er die ausgestopfte Stockente von damals dem alten Kaiser Franz Josef in den Arm gab.

Einen Sonderapplaus verdienten sieben Freiwillige, die als "Meckerer" auf der Bühne für den Einhalt des Redezeit-Limits sorgten. Die Veranstaltung, aufgetrieben und organisiert von der "7. Fakultät" unter Leitung von Professor Helmut Jungwirth (auch "Science Busters") endete unter lang andauerndem Applaus. Es war eine Premiere für Österreich, Marc Abrahams vom MIT ist derzeit auf einer Tournee in ganz Europa unterwegs.

Der Kaiser, die Stockente, der Forscher
Der Kaiser, die Stockente, der Forscher © Swoboda