Kurz vor Mitternacht wurden Einsatzkräfte von Rettung, Feuerwehr und Polizei zu einem Mehrparteienhaus in Leoben-Lerchenfeld gerufen, da mehrere Personen über Übelkeit und Müdigkeit klagten. Im Stiegenhaus des Mehrparteienhauses konnten die Feuerwehrkräfte einen erhöhten CO-Wert feststellen, sodass eine Belüftung mittels Ventilator durchgeführt werden musste.
Evakuierung erfolgt
Durch den Notdienst der Stadtwerke Leoben wurde in weiterer Folge die Gaszufuhr des gesamten Hauses abgedreht. Insgesamt wurden 15 Personen aus dem Mehrparteienhaus evakuiert und medizinisch erstversorgt. Alle Personen waren bei Bewusstsein und wurden von der Rettung ins LKH Leoben gebracht. „Eine weitere Person hat sich selbstständig ins LKH Leoben begeben“, so Josef Himsl, Bezirksgeschäftsführer des Roten Kreuzes Leoben. Es handelte sich dabei sowohl um Kinder als auch um Erwachsene.
Eltern mit ihren vier Töchtern mussten allerdings unter notärztlicher Aufsicht in das Universitätsklinikum nach Graz überstellt werden. „Sie haben eine Kohlenmonoxidvergiftung erlitten und sind zur Behandlung im LKH Graz in die Druckkammer gekommen“, so Himsl. Jörg Lindenmann, Leiter der Abteilung für Thoraxchirurgie und Hyperbare Chirurgie am Universitätsklinikum Graz, hat die Patienten, die in die Druckkammer gebracht werden mussten, um 4 Uhr früh selbst zur Behandlung übernommen.
Mittelschwere Vergiftung
„Die Eltern, ihre drei erwachsenen Töchter und eine Siebenjährige wurden mit einer mittelschweren Kohlenmonoxidvergiftung bei uns eingeliefert. Sie kommen noch einige Male in unsere Druckkammern. Wenn alles passt, können sie am Samstag in häusliche Pflege entlassen werden“, erklärt Lindenmann. Die Druckkammer in Graz sei ein isoliertes System, wo der Umgebungsdruck künstlich auf 2,4 bis 3 bar erhöht wird. „Das entspricht einem durchschnittlichen Druck eines Autoreifens“, erläutert der Thoraxspezialist.
Die Patienten bekommen dort 100 Prozent reinen Sauerstoff verabreicht, es komme zu einer Sauerstoffluxusversorgung, die das Ausspülen des Kohlenmonoxids beschleunige. „Das Kohlenmonoxid ist ein, man kann sagen, ein fieses, extrem giftiges Gas, weil es farb-, geruchs- und geschmacklos ist. Es bindet im Körper den Sauerstoff und verhindert so die Sauerstoffversorgung im Körper. Bei mittelgradigen Vergiftungen leidet man an Übelkeit, Schwindel und auch Erbrechen. Bei hochgradigen Vergiftungen kommt Bewusstlosigkeit dazu und es kann sehr schnell zum Tod führen“, führt Lindenmann aus. Die sechs Patienten aus Leoben würden aber sehr gut auf die hyperbare Sauerstofftherapie ansprechen.
Stark erhöhte Werte
Die Freiwillige Feuerwehr Leoben-Stadt und Leoben-Göss wurden vom Roten Kreuz alarmiert. Rund 20 Feuerwehrkräfte waren im Einsatz, um die Bewohner des Hauses über die Gefahrensituation zu informieren und zu evakuieren. Die FF Göss als Stützpunktfeuerwehr für gefährliche Stoffe maß CO-Werte, die weit über dem Sollwert lagen. „Ab dem ersten Stockwerk haben wir stark erhöhte, konzentrierte Werte gemessen“, bestätigt Einsatzleiter René Bittner. Der Einsatz dauerte bis 3 Uhr Früh an.
Defekt auf eine Wohnung begrenzt
Weitere Erhebungen zur Ursache des Gasaustrittes werden von der Polizei Leoben in Zusammenarbeit mit den Stadtwerken Leoben unternommen. Stadtwerkedirektor Ronald Schindler erklärt: „Was wir mit Sicherheit sagen können, ist, dass es bei der Zuleitung des Erdgases in das Wohngebäude keinen Defekt gibt.“ Die Gasthermen in den acht Wohneinheiten müssen nun überprüft werden, um die Ursache für den CO-Austritt zu klären. „Als Versorger ist unsere oberste Priorität, dass es allen Betroffenen den Umständen entsprechend gut geht“, so Schindler am Vormittag. Zu Mittag stand fest: „Bis auf eine betroffene Wohnung werden die anderen Wohneinheiten nun wieder mit Gas versorgt, in diesen konnte kein Defekt festgestellt werden.“