Kugeln solle es sein, in dieser Saison. Es wäre an der Zeit, acht Jahre nach dem Sieg im Abfahrtsweltcup durch Klaus Kröll, auch in den schnellen Disziplinen wieder ganz oben zu stehen am Ende der Saison; wenigstens in einer der Diszplinenwertungen. Dass sowohl Matthias Mayer als auch Vincent Kriechmayr das Können dazu haben, ist klar. Was zuletzt fehlte, war die Konstanz. Dementsprechend ist die Marschroute schon für den Auftakt an diesem Wochenende von Abfahrtstrainer Sepp Brunner vorgegeben: „Fleißig punkten! So viel und so früh wie möglich“, lautet die Devise für den heutigen Super-G und die Abfahrt am Sonntag (jeweils ab 10.30 Uhr); wenn das Wetter mitspielt.

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Die Vorfreude ist jedenfalls groß. „Endlich geht’s los“, waren die jeweils ersten Sätze von Mayer und Kriechmayr. Beim Kärntner Olympiasieger aber kam im Abschlusstraining noch was dazwischen: Ein Kontakt mit dem Fangnetz samt Abflug bei 100 km/h. Aber er gab Entwarnung: „Ich bin o. k., ich habe nur Schläge erwischt und bin zu weit geworden, dann war das Netz relativ schnell da“, sagte er.

Bremsen lassen will er sich von diesem Vorfall nicht: „Ich habe meine Sachen beinand, wir haben gut trainiert, ich bin bereit“, meinte der 30-Jährige, „Druck“, weil dem österreichischen Team in dieser Saison – das Parallelrennen in Lech ausgenommen – sogar noch ein Top-zehn-Platz fehlt, spürt er nicht. „Wir sind heuer nur später dran als normal“, sagt er lächelnd. Und ob nun zuerst im Super-G oder in der Abfahrt angegriffen wird, sei "ganz egal".

Kriechmayr ist auf Head unterwegs

Besonders gespannt sein darf man auch auf Vincent Kriechmayr, der im Sommer das Material gewechselt hat. Dass das funktioniert, bewies er mit der Bestzeit im Abschlusstraining. „Aber so eine Zeit sollte man nie überbewerten“, sagte der Oberösterreicher, der ergänzt: „Ich habe aber viel getestet über den Sommer, mich bald auf ein Grundkonzept festgelegt – da brauchst du einen Aha-Moment und auf den habe ich mich konzentriert. Man muss ja nichts neu erfinden, aber für sich selbst etwas Neues finden.“ Das scheint geglückt. Aber trotz Bestzeit ist er vorsichtig: „Wirklich wissen tu ich es noch nicht, ob ich den nötigen Grundspeed habe.“

Den Druck, dass er nach dem Wechsel zur besten Speed-Skimarke des letzten Jahrzehnts nun gewinnen "müsse", verspürt er nicht. "Das war ja nicht der Grund des Wechsels. Ich wollte eine neue Herausforderung", sagt er. Und doch spürt man: Nicht nur die Herausforderung war es, sondern durchaus die Hoffnung auf gutes Material.

Was Kriechmayr aber vermutet zu wissen: „Von den Namen, die vorne sind, wird sich nicht viel ändern. Ich kann mir nicht vorstellen, dass ein 20-Jähriger gewinnt.“ Es werden die Routiniers sein, die bestimmen, auch wenn sich etwa Beat Feuz (wie gewohnt) und auch Dominik Paris (bei seinem Comeback nach Kreuzbandriss) in den Trainingsläufen noch sehr zurückhielten.

Im Super-G herrscht seit zwölf Jahren Kugel-Ebbe

Kleiner Exkurs: Während Klaus Kröll in der Abfahrt vor acht Jahren im Zielraum von Schladming die kleine Kugel in den Frühlingshimmel reckte, wartet die einstige Super-G-Nation Österreich in dieser Disziplin schon weit länger auf den Sieg in der Disziplinenwertung, seit jenem von Hannes Reichelt 2008, um genau zu sein. Der ist - im Gegensatz zu Kröll  - auch heute dabei, gibt mit 40 Jahren sein Comeback nach einem Kreuzbandriss in Bormio im Dezember vor einem Jahr. Das Fernziel: Olympia 2022. „Aber noch fehlt mir was, um ganz vorne dabei zu sein.“