Der bisher einzige Auftritt von Julia Scheib in Sölden war ein ungewollt kurzer – 2018 ging es für das damals 20-jährige Nachwuchstalent bis zum Übergang, ehe das hohe Risiko mit einem bitteren Ausfall bestraft wurde. „So viel habe ich vom Hang also noch nicht gesehen“, scherzt Scheib mittlerweile darüber. Die Jahre darauf waren vor allem von Rückschlägen geprägt. 2019 machte eine Krankheit einen Start beim Weltcup-Auftakt unmöglich, in Folge ging aufgrund ihrer Knieprobleme nichts.

Eine Leidensgeschichte, die im alpinen Ski-Weltcup ihresgleichen sucht. Das Talent der Frauentalerin war immer unbestritten, zeigen konnte sie es aufgrund ihres Verletzungspechs aber viel zu selten. Zwei Jahre kämpfte sich die 25-Jährige zurück, mit vier Operationen, Reha-Training und dem ein oder anderen „Loch, in das ich gefallen bin“, wie sie damals erklärte. Im November des Vorjahres stand sie dann wieder erstmals auf Ski, holte wenige Wochen später mit den Plätzen elf, zwölf und 13 ihre besten Weltcup-Ergebnisse im Riesentorlauf. „Rückblickend habe ich damals schon das Maximum herausgeholt. Ich hatte damals quasi keine Vorbereitung und das ist gerade in unserem Sport extrem schwierig.“

Schmerzfrei und ohne Wehwehchen

Das ist auch der größte Unterschied zum kommenden Winter. Scheib konnte im Sommer die komplette Vorbereitung durchmachen – schmerzfrei und ohne Wehwehchen. „Das habe ich wirklich sehr genossen. Es fühlt sich beim Skifahren auch ganz anders an, man kann Sachen gut angehen und hat viel mehr Spaß, wenn man nicht immer ans Knie denken muss.“ Neben Konditionstraining stand in Salzburg auch die letzte Phase der Polizeiausbildung an, die notwendige Praxis sammelte die fertig ausgebildete Polizei-Inspektorin in der Deutschlandsberger Heimat. „In den nächsten Jahren sehe ich mich schon noch als Rennfahrerin, aber es ist mit Sicherheit ein sehr spannender Beruf.“

Rennsieg als Ziel

Spannend dürfte auch die Rückkehr auf den Rettenbachferner für sie werden. Scheib zählt du den heißesten Eisen im ÖSV-Team, hat das Potenzial für eine große Überraschung und erstmals eine komplette Vorbereitung in den Beinen. Ob der österreichische Ski-Fan also träumen darf? „Das Ziel ist natürlich, Rennen zu gewinnen, das ist klar. Viel wichtiger ist derzeit aber, dass ich die starken Trainingsleistungen auch im Rennen umsetzten kann. Wofür es dann reicht, wird man am Samstag sehen.“ Im Laufe der Saison will sich Scheib immer mehr dem Super-G widmen, könnte daher auch das ein oder andere Europacup-Rennen bestreiten.

Der Fokus liegt also voll auf dem sportlichen, auch wenn die Steirerin die andauernde Klimaschutz-Debatte rund um den Weltcup-Auftakt mitbekommt. Dafür hat sie auch Verständnis: „In jeder Sportart muss man Sachen hinterfragen und optimieren, gerade bei so einem wichtigen Thema. Ich konzentriere mich aber voll auf meine Sache, den Rest haben andere in der Hand. Dass wir nur noch die Bösen sind, finde ich aber auch nicht in Ordnung.“