Zumindest darf man aufatmen: Der niederländische  Sprinter Fabio Jakobsen ist nach dem Horrorsturz im Finale der ersten Etappe der Polen-Rrundfahrt zumindest nicht mehr in Lebensgefahr. Die Diskussionen rund um das Manöver im Zielsprint sind aber keineswegs beendet. Ex-Profi und Experte Bernhard Eisel teilt auch die Ansicht, dass Dylan Geoenewegen die Schuld trägt - aber der Steirer übt auch heftige Kritik an den Veranstaltern und sieht einen großen Teil der Mitschuld bei diesen.

Dabei schaudert es den Wahl-Kärntner selbst bei der Ansicht der Bilder. Trotzdem stört er sich daran, einzig Groenewegen in die Verantwortung zu nehmen: „Es geht nur in die Richtung, den anderen Fahrer zu richten. Der hat einen Fehler gemacht – und weiß das auch. Er wurde disqualifiziert, wird sicher lange gesperrt.“

Aber das sei nicht der Kern des Problems, denn im Sprint würden die Kontrahenten immer mit allen Mitteln versuchen, zu siegen. Eisel: „Mir geht es um den abschüssigen Zieleinlauf, den wir schon seit Jahren kritisieren. Man kommt hier mit rund 80 km/h herangebraust, da ist jeder Fehler verheerend. Scheinbar geht es aber wirklich nur darum, den schnellsten Sprint der Welt zu haben.“

Eisel, seit heuer in „Radpension“ und als Experte für GNC und Eurosport tätig, erläutert weiter: „Wir Fahrer haben schon immer gebeten, den Zieleinlauf umzudrehen, damit wir bergauf ins Ziel kommen, das würde helfen. Aber diese Bitte wurde immer übergangen. Deshalb finde ich es schade, dass weder Veranstalter noch UCI eingestehen, auch Fehler begangen zu haben.“ So aber erklärt er: "Im Normfalfall fahren Sprinter maximal mit einer 54:11-Übersetzung. Hier wird vor der Etappe alles umgebaut, weil es so schnell ist, man tritt 56:11. Soll heißen: Vorne an der Kurbel 56 Zahnräder, hinten am Rad 11. So wird man noch schneller.

Dass die Bande dem Aufprall nicht standhielt, sei „logisch, wenn ein 80-kg-Kraftpaket mit 90 km/h dagegen donnert. Aber es war nicht das erste Mal, dass einer alles abräumt“. Was Jakobsen, so er sich von dem Sturz bald erholt, immer im Kopf bleiben wird, weiß der Steirer und Wahlkärntner aus eigener Erfahrung: „Sich von so einem Sturz zu erholen, ist fast unmöglich“, sagt er leise. Wege, solche Stürze zu verhindern, kennt er selbst nicht: „Es ist halt keine Tartanbahn mit acht Spuren. Bewegung gibt es immer, es geht ja auch um Taktik.“