Der in London geborene Doppel-Staatsbürger hat gleich in seinem zweiten Rennen erstmals gepunktet und gilt als ziemliches Talent. "Ich habe beide Reisepässe und mich für Thailand entschieden", erklärte Alexander Albon in Spielberg, wo er am Sonntag sein neuntes Rennen für das Zweit-Team von Red-Bull-Boss Dietrich Mateschitz bestreiten wird. Albon ist Brite, hat aber auch die Staatsbürgerschaft jenes Landes, aus dem auch die Red-Bull-Mitbesitzer kommen. Immer wieder fliege er nach Bangkok, um dort auch die thailändischen Stakeholder von Red Bull (Krating Daeng; Anm.) zu treffen. Die Bekanntschaft habe sich schon ergeben, als er noch als Teenager von Red Bull Thailand gesponsert worden sei.

Albon ist der zweite Thai in der Formel 1 seit Prinz Bira, der zwischen 1950 und 1954 bei 19 Grand-Prix-Starts 8 WM-Punkte geholt hat. Das kann Albon schon in Spielberg übertrumpfen, weil er nach acht Saisonrennen bereits 7 WM-Zähler auf dem Konto hat. Motivation holt er sich bei Vorbild Valentino Rossi. Den italienischen MotoGP-Star verehrt Albon so sehr, dass er dessen legendäre Startnummer 46 halbiert hat und selbst mit der 23 am Auto an den Start geht. Für einen Senna-Fan sei er als 1996 Geborener einfach zu jung. Weil er aber auch Fan von Michael Schumacher war, hatte er einst sein Kart in den Farben rot und gelb lackiert.

Albons Vater Nigel war selbst Autorennfahrer und hat seinen Sohn für den Rennsport begeistert. Zunächst im Garten und dann immer professioneller hat Albon das Rennfahren gelernt. 2010 wurde er Kart-Europameister, kurz später trotzdem aus dem Nachwuchs-Förderprogramm von Red Bull entlassen. Später war er GP3-Teamkollege des heutigen Ferrari-Jungstars Charles Leclerc, 2018 beendete er die Formel 2-Meisterschaft auf Platz drei. Obwohl er noch keinen ganz großen Titel errungen hat, ist Albon neben Lando Norris und George Russell nun als einer von drei Rookies in der Motorsport-Königsklasse angekommen.

Und damit auch zu Red Bull zurückgekommen. Es fühle sich an wie eine Familie, betonte Albon in Spielberg. Den Ring in der Steiermark liebt der junge Pilot. "Diese Strecke ist eine der besten überhaupt", freut sich Albon bereits auf sein Österreich-Debüt im Formel 1. Dass Toro Rosso das Juniorteam und damit eine mögliches Tor zum vierfachen Weltmeisterteam Red Bull Racing ist, ist Albon natürlich bewusst. "Dorthin zu kommen, ist immer ein Ziel."

Seine Motorsport-Ziele sieht er eng mit dem in der WM derzeit nur auf Platz acht liegenden Italo-Team verbunden. "Ich möchte lernen und vor allem Punkte für Toro Rosso holen. Renault und McLaren sind enorm stark. Wir müssen zurückschlagen und sie wieder überholen."

Dass Albon als Privatschüler und in einer Luxusvilla in England aufgewachsen ist, hat auch eine dunkle Seite. Seine aus Thailand stammende Mutter Kamkamol ist nach schief gelaufenen Millionengeschäften zu einer mehrjährigen Haftstrafe verurteilt worden, begleitet aber heute ihren Sohn bereits wieder in der Formel 1. Auch in Spielberg drückt sie die Daumen. "Das ist nichts, worüber ich sprechen möchte. Ich bin hier, um Rennen zu fahren", machte Albon in der Energy Station klar.

Als halber Thai sollte der in Milton Keynes wohnende Engländer an kühles und heißes Wetter gewohnt sein, möchte man meinen. "Was ich gar nicht vertrage und regelrecht hasse, ist hohe Luftfeuchtigkeit", gestand Albon lachend und machte bei über 30 Grad Celsius klar: "Ich ziehe trockene Hitze vor."