Es war das Über-Drüber-Jahrzehnt für "uns" Österreicher in der Formel 1. "Wir" wuchsen über uns hinaus. "Wir" waren plötzlich nicht nur die Ski-Nation Nummer eins, wir bestimmten in einer Weltsportart mit. Ganz vorne, "wir" kratzten am Himmel einer Dimension, die wir lange nur am Rande erlebten, als kleines Land. Und plötzlich war Österreich ganz oben in der Formel 1.

Auslöser war natürlich Jochen Rindt. Seine Fahrweise, sein Draufgängertum, das alles verdichtete sich zum ersten Popstar der Formel 1. Mit dem Weltmeistertitel posthum, der alle ganz narrisch machte. Zwei Rennstrecken (Salzburg, Zeltweg) wurden gebaut. Und dann begann Anfang der 70er-Jahre das Rindt-Nachfolgespiel mit Dieter Quester, Helmut Marko und natürlich Andreas Nikolaus "Niki" Lauda.

Marko hatte stets die Nase etwas vorne, war talentierter, schneller. Und der Grazer war bereits ausgestattet mit einem Ferrari-Vorvertrag, als ein das Visier seines Helms durchschlagender Stein beim GP von Frankreich 1973 alles beendete - durch den Verlust der Sehkraft am linken Auge. „Heute habe ich das alles längst abgehakt. Da ist nichts mehr, dem ich nachtrauern muss“, sagt der heutige Red-Bull-Motorsportberater. Den Motorsport hat Marko trotz seines abgeschlossenen Jus-Studiums nie verlassen.

Markos Pech war Laudas Glück. Beeindruckt von einer Fahrt in Monte Carlo, als sich Lauda im B.R.M. lange vor dem Ferrari von Jacky Ickx hielt, war für den großen Commendatore in Maranello klar: Wir müssen Lauda haben. Und der Wiener hatte das ganz große Geschick, aus dem Potenzial, das Ferrari bot, das Beste herauszuholen. Er nutzte jede Minute zum Testen, die nur Ferrari mit der hauseigenen Rennstrecke in Fiorano hatte. Er motivierte die ganze Truppe. Vor allem auch im Zusammenspiel mit dem damaligen Teamchef Luca di Montezemolo.

Ab 1974 wurde aus dem Ferrari 312 langsam aber sicher ein Erfolgsauto. In Jarama, nördlich von Madrid, feierte Lauda seinen ersten Sieg. Und 1975 war er dann endgültig der große Favorit, mit dem Ferrari 312 T. Aerodynamisch mit den heutigen Fahrzeugen überhaupt nicht zu vergleichen. Dennoch: Lauda gewann in diesem Jahr fünf Rennen, fuhr auf dem Nürburgring erstmals unter sieben Minuten und holte für Ferrari den ersten WM-Titel seit 1964 (John Surtees). Und erstmals gewann ein Zwölfzylinder-Motor in der Drei-Liter-Formel die Krone.

Lauda sah 1975 bis auf ein Rennen immer die Zielflagge. Der 312 T war nicht nur schnell, sondern auch zuverlässig. Das „T“ stand übrigens für das erstmals quer eingebaute Getriebe. Das Jahr 1976 begann im gleichen Stil, er gewann vier von acht Rennen, hatte dazwischen einen Traktorunfall, fuhr in Spanien mit gebrochenen Rippen.

Lauda führte in der WM, als die Formel 1 zum Nürburgring kam. Der Österreicher argumentierte noch für einen Boykott - aus Sicherheitsgründen. Dann das Rennen - und beim Streckenteil Bergwerk verunglückte Lauda im Feuerchaos. 42 Tage danach startete er schon wieder in Monza, die WM verlor er endgültig im Regen von Fuji, als er sein Auto abstellte und somit James Hunt quasi kampflos den Titel überließ. 1977 holte er sich den WM-Titel zurück.