Sie ist als Auftritt mit Symbolkraft gedacht, die Verabschiedung der österreichischen Fußball-Nationalmannschaft durch den Bundespräsidenten in Richtung Europameisterschaft. Im Herzen der Wiener Hofburg, im Inneren Burghof, versammelten sich am Freitag bei Prachtwetter zur Mittagsstunde die Spieler und Betreuer des rot-weiß-roten Teams in dunklen Anzügen, mit schwarzen Masken. Die Veranstaltung erhielt aber einen zusätzlichen Kick durch einen sehr persönlichen Charakter, versehen mit mehr als nur einem Hauch von Optimismus und positiv geladener Ausstrahlung. Es herrschte so etwas wie Aufbruchsstimmung.

Alexander van der Bellen nahm kurz Bezug auf die schön langsam ausklingende Pandemie und ging sodann auf die Besonderheiten des Turniers ein. "Noch nie ist eine EM verschoben worden, noch nie gab es so viele Reisebeschränkungen, noch nie gab es eine EM an so vielen Orten. Umso schöner ist es, dass Sie sich für dieses Turnier qualifiziert haben", erklärte der Bundespräsident. Er habe selbst zahlreiche Spiele verfolgt. "Es war eine sehr schöne Leistung." Die Qualifikation sei nichts Selbstverständliches.

Bundeskanzler Sebastian Kurz betonte den "Schritt in Richtung Normalität" mit der Euro als ganz besonders hervortretendem Ereignis, während Vizekanzler Werner Kogler mit einem gezielten Schuss Humor die Rolle der Fans und den gesteigerten Lustgewinn durch die Lockerungen hervorhob. "Nur noch neun Tage schlafen, dann geht´s los. Die Sperrstunde wurde auf 24 Uhr verlegt und lustige Zungen behaupten, wir hätten es deshalb gemacht, damit wir die Spiele gemeinsam verfolgen können."

Er wolle das gar nicht in Abrede stellen. "Ich bin jedenfalls froh, dass es geglückt ist." Die Aufgabe werde keine einfache, "aber wir setzen auf euch", so Kogler, der betonte, dass auch Verlängerung und Elferschießen noch in die Rahmenzeit fallen würden, "solange es nicht so ist wie bei Villarreal gegen Manchester United mit 22 Elfern", ließ der Vizekanzler den Fußballfan erkennen.

Coronafrei gebliebenes Nationalteam

ÖFB-Präsident Leo Windtner freute sich über die durch diesen Empfang demonstrierte "Wertschätzung" der Politik für die Nationalmannschaft und erwähnte, dass das Team bisher von Corona vollkommen verschont geblieben war. "Wir haben die Herausforderungen von Covid-19 bestens bewältigt. Es ist kein einziger Fall aufgetreten, das ist nicht selbstverständlich."

Gleichzeitig wagte der 70-Jährige auch einen sportlich orientierten Vorstoß. "Ich wage zu behaupten, dass die Leistungsdichte noch nie so groß war wie jetzt. Die Euphorie und Erwartungshaltung sind sicher zurückhaltender als 2016, was aufgrund der Erfahrung von damals sicher von Vorteil sein kann. Wir wollen zum ersten Mal ins Achtelfinale, alles andere lassen wir offen. Fußball ist mehr als Sport, Fußball ist ein elementarer Teil unserer Gesellschaft."

Vor versammelter Polit-Prominenz und einigen Dutzend neugierigen Beobachtern zu Wort kam auch Teamkapitän Julian Baumgartlinger, der die "privilegierte" Rolle des Fußballers in Corona-Zeiten hervorhob. "Wir durften unseren Sport ausüben, unserer Leidenschaft nachgehen. Ich hoffe, dass diese Pandemie hinter uns bleibt, dass es ein lebensfrohes Fußballfest werden kann, wo die Fans völkerverbindend miteinander feiern können", meinte der 33-Jährige.