Michael Grabner musste dieser Tage nach Long Island. Eine Verletzung aus seiner Zeit bei den Toronto Maple Leafs musste nachbehandelt werden. Sein Zahnarzt hat drei Autostunden entfernt die Ordination. Grabner geht es wie vielen. Wer einmal einen vertrauenswürdigen Mediziner gefunden hat, wechselt nicht so schnell den Behandlungsstuhl. Nicht als weit gereister NHL-Spieler und schon gar nicht wenn man so praktisch um die Ecke wohnt.

Doch Letzteres könnte sich schnell ändern. Täglich ranken sich Gerüchte um die New York Rangers nach dieser durchwachsenen Saison. Vom Play-off-Platz sei man derzeit zu weit entfernt - so sieht es zumindest General Manager Jeff Gorton. Er hat einen Ausverkauf bzw. Umbau der „Broadway Blueshirts“ angekündigt. Bedeutet: Routiniers weg, junge Spieler bzw. Draft-Rechte her - alles im Tausch bis spätestens 26. Februar (Trade-Deadline). Nick Holden musste bereits gehen (Boston). Ähnliches droht Rick Nash, Ryan McDonagh und eben dem starken Villacher (25 Saisontore).

Wer erfüllt die Bedingungen?

An ihm gingen die Gerüchte nicht vorüber. "Man hört es seit Wochen von allen Seiten. Aber am Ende des Tages muss man sich auf die Spiele und seine aktuelle Mannschaft konzentrieren. Am besten, man lässt das links liegen und schaut, dass man sich ablenkt." Das schafft Grabner nach wie vor und bleibt mit Abstand torgefährlichster Rangers-Spieler. Grund genug, für potenzielle Anwärter auf den Stanley Cup sich bei den "Blueshirts" nach den Wechsel-Konditionen zu erkundigen. Im Fall von Grabner soll es sich um ein Erstrunden-Draftrecht handeln. Einer der Interessenten sind die Pittsburgh Pengiuns (zuletzt zwei Mal in Folge Champion). Fraglich ob sie, deren Kader ebenfalls bereits in die Jahre gekommen ist, allerdings ihre einzige Möglichkeit um ein Top-Talent zu sichern für den pfeilschnellen Villacher opfern?

Grabner ist sich seiner Situation bewusst. „Das habe ich ja schon von jedem Play-off-Team gehört. Ich kann nur kühlen Kopf bewahren. In dieser Situation muss man einfach mit einem Trade rechnen. Die Mannschaft hat nicht so abgeschnitten, wie gewünscht und mein Vertrag läuft aus."

Die Familie ist vorgewarnt

Für den Fall des Falles wären die Grabners also vorgewarnt. Gerüstet oder sogar vorbereitet kann man wohl nicht nennen. Die Familie wohnt nördlich von Manhattan im beschaulichen Örtchen Rye. Seine US-amerikanische Ehefrau Heather, Sohn Aidan und Töchterchen Olivia sind hier stark verwurzelt. "Es ist schwer für die Kinder. Deswegen ist es wichtig, mit ihnen so früh wie möglich darüber zu sprechen, dass sie es hoffentlich verstehen und verarbeiten können", gewährt der Villacher Einblicke. Etwas leichter hat es da schon sein österreichischer Kollege Thomas Vanek.

Auch der Steirer, dessen Vertrag bei den Vancouver Canucks ausläuft, gilt als potenzieller Trade-Kandidat. Allerdings lebt der 34-jährige Torjäger allein an der kanadischen Westküste. Seine Familie mit Ehefrau Ashley sowie die drei Kinder sind in Minnesota geblieben. Für ihn wäre es zumindest einfacher, seine Zelte abzubrechen und von heute auf morgen die Stadt zu wechseln.

Rangers nicht aus dem Rennen

Zurück zu Grabner: Natürlich wünscht sich der Flügelstürmer im Fall des Falles einen Klub, wo sich sein Traum erfüllen könnte. "Der Stanley Cup. Beim nächsten Sieger zu landen, wäre das Non-Plus-Ultra. Aber das weiß man ja leider nicht", sagt er schmunzelnd. "Es gibt einige Mannschaften, die richtig gut aufgestellt sind. Dann werde ich auch mein Bestes geben, um ihnen zu helfen." Wobei er auch nichts dagegen hätte, die Restrukturierung im Madison Square Garden aktiv mitzuerleben und bei den Rangers zu bleiben: "Wer weiß, vielleicht bin ich nächstes Jahr noch da. Es ist alles schwer zu beurteilen momentan."

Es klingt dennoch stark nach Abschied, als Graber ergänzt: "Die letzten zwei Jahre hier waren ein Traum. Die Mitspieler haben mir sehr geholfen, wieder zu meinem Spiel zu finden. Es hat sehr viel Spaß gemacht bei den Rangers und es gibt viele Erinnerungen, die ich immer bei mir trage - egal was passiert." Vielleicht sogar beim Vertrauensmann in der Zahnarztpraxis.