Eigentlich hat Teamchef Roger Bader immer sein kleines „Büchli“ zur Hand. Egal, wo der Schweizer ist, es werden die wichtigsten Notizen darin vermerkt. Oft schreibt er bei einem Kaffee seine Gedanken nieder oder was ihn bewegt. In Bratislava kam er zu einem Termin mit österreichischen Journalisten ohne dieses „Büchli“. Vielleicht weil die drei Niederlagen nicht so viel Kopfzerbrechen bereiten dürften. Bader sagt immer, ihn beschäftigten nur Dinge, die er beeinflussen könne.

Die Auftritte von Team Austria gegen Russland, die Schweiz und wohl auch Lettland lagen außerhalb seines Handlungsspielraums. Und bis zu einem gewissen Teil natürlich auch der Spieler. Die Gegner waren übermächtig, so viel Realist muss man sein. Gegen Lettland und schaumgebremste Russen konnten zwar Chancen kreiert, aber nicht in Torschüsse umgemünzt werden. Hier lassen sich u. a. die großen Unterschiede zu A-Nationen erkennen, die bei jeder Gelegenheit auf das gegnerische Tor feuern.

Gegner ließen keine Chancen zu

Es gibt noch Offensichtlicheres. Der Puck wird generell viel zu ungenau bewegt und viel zu lange am Stock gehalten. Eisläuferisch können nur wenige Akteure auf diesem Niveau mithalten, es fehlt an Schussqualität und Zweikampfstärke. Dank der gegnerischen Klasse lassen sich nur wenige offensive Akzente setzen (Stichwort: Powerplay).

Nicht falsch verstehen. Einige Cracks spielen eine sehr solide WM (Alexander Rauchenwald, Lukas Haudum, Raphael Herburger, Fabio Hofer, Martin Schumnig, Manuel Ganahl) und andere eine hervorragende (Markus Schlacher, Raphael Wolf, Benjamin Baumgartner, David Kickert sowie Bernhard Starkbaum).

Von Leistungsträgern wie Michael Raffl, Thomas Raffl, Peter Schneider, Dominic Zwerger (angeschlagen), Dominique Heinrich oder Alexander Pallestrang muss hingegen erwartet werden, dass sie erkennen, nichts Bahnbrechendes leisten zu müssen. Es genügt, ihre vorhandenen Fähigkeiten rechtzeitig abzurufen. Allerdings muss hier die Frage gestattet sein: Warum wird Österreichs einziger NHL-Spieler in eine Rolle gezwängt, die er nicht erfüllen kann (Center statt Flügel)?
Woran es sicher nicht hapert, sind Einstellung und Opferbereitschaft. Aspekte, die garantiert in Baders „Büchli“ Erwähnung finden. Wenn der Schweizer behauptet, dass es mehr Positives als Negatives zu berichten gebe, mag das sogar stimmen. Österreich hat, trotz der Misere, wieder einen Schritt nach vorne getätigt.

Die Köpfe frei bekommen

Die letzten Niederlagen kratzen am Selbstvertrauen. Nun muss mit jeweils einer Abfuhr (Schweden, Tschechien) einen Tag vor wichtigen Spielen (Norwegen, Italien) gerechnet werden. Die Trainer werden gefordert sein, die Köpfe davon zu befreien und den/die nötigen Sieg(e) einzufahren.

Fazit: Das Ziel lautet weiterhin Klassenerhalt. Schließlich betont Bader stets, Erstklassigkeit bedeute noch lange nicht, A-Nation zu sein. Und so steht es wohl auch im „Büchli“.

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