NADA-Geschäftsführer Michael Cepic rechnet damit, dass sich im Blutdoping-Skandal die Anzahl der von den Behörden genannten 21 Sportler noch erhöhen wird. Auch der Kreis der bisher bekannten fünf österreichischen Athleten könnte noch großer werden. "Es ist Spekulation, aber ich gehe durchaus davon aus, dass noch was kommt und das noch nicht abgeschlossen ist."

Bisher sind die Namen von 15 Sportlern bekannt, darunter die österreichischen Skilangläufer Max Hauke, Dominik Baldauf und Johannes Dürr sowie die Radsportler Georg Preidler und Stefan Denifl. Laut Informationen des Bundeskriminalamtes (BK) soll die Causa 21 Sportler aus acht Ländern und fünf Sportarten umfassen, mit Langlauf, Radsport und Eisschnelllauf sind namentlich erst drei davon genannt.

Großer logistischer Aufwand

Wie der Chef der heimischen Anti-Doping-Agentur am Montag in Rahmen eines Hintergrundgespräches mit Medien erklärte, glaubt er schon alleine wegen des großen logistischen und finanzielles Aufwandes, dass der Personenkreis ein noch größerer sein wird. "Namen werden kommen", meinte Cepic. Bekanntlich wurden in Österreich, Deutschland, Italien, Schweden, Finnland, Estland, Kroatien, Slowenien, Südkorea und auf Hawaii Blut-Abnahmen und Rückführungen durchgeführt und Personen als Bodypacker benutzt. Das bedeutet auch einen hohen finanziellen Aufwand für das Team um den mutmaßlichen Drahtzieher des Betrugsnetzwerkes, Mark S., einen Arzt aus Erfurt.

Die NADA Austria arbeitet eng mit Polizei und BK zusammen und hat eingeschränkte Akteneinsicht aufgrund des laufenden Ermittlungsverfahrens. Auch die NADA hätte lieber früher als später alle Sportler-Namen auf dem Tisch. "Aber man muss sich keine Sorgen machen, es wird alles aufgedeckt werden", sagte David Müller, u.a. der Leiter Information und Prävention in der NADA.

Sanktionen in Höhe von 810 Monaten

Anders als in der Humanplasma-Affäre, die ab 2008 die heimische Sportwelt erschüttert hatte, ist die Zuversicht da, dass alle erwischt werden, denn damals sei nach der Aufdeckung durch die Medien Zeit geblieben, Beweise wegzuräumen und sich mit Personen abzureden und zu koordinieren. Die Aufarbeitung dauerte Jahre, insgesamt wurden 21 Sportlerinnen und Sportler sowie drei Betreuer wegen Verstoßen gegen die Anti-Doping-Bestimmungen gesperrt. Es wurden laut NADA Sanktionen in Höhe von insgesamt 810 Monaten ausgesprochen, zwei Personen erhielten lebenslange Sperren.

Die im Februar während der Nordischen WM in Seefeld und in Erfurt erfolgten Razzien passierten indes unter dem Namen Operation Aderlass nach länderübergreifenden, koordinierten Behörden-Ermittlungen nach Plan. "Hier sind die Polizei, Staatsanwaltschaft und wir in der Zusammenarbeit immer die aktiven handelnden Personen", sagte Müller. "Meine Hoffnung ist, dass Sachen wie damals (Humanplasma/Anm.), wo zu wenig Beweise da waren, aufgedeckt werden können. Weil man aktiv ermitteln kann und nicht schon alles im Schredder gelandet ist."