Sturms Sportdirektor Michael Parensen freute sich über "einen der spannendsten Trainer Österreichs". Eine rot-weiß-rote Lösung sei quasi logisch gewesen. "In der kurzen Zeit macht es nur Sinn, einen Trainer zu nehmen, der die Liga kennt." Ingolitsch habe nicht nur mit einer zu Sturm passenden Spielidee, sondern "vor allem aufgrund seiner enorm positiven Ausstrahlung überzeugt". Am Feld sollen "Intensität und Identität" wieder "stärker zum Ausdruck gebracht werden". Dafür werde es "Adaptierungen auf die aktuelle Situation, wie sich der Fußball in der Liga entwickelt hat", benötigen.
Auch Ingolitsch, der sieben Jahre im Red-Bull-Kosmos, u.a. als Trainer des FC Liefering, verbrachte, sah veränderte Anforderungen an das Team. Die tiefen Blöcke zahlreicher Gegner erforderten andere Ideen, das geradlinige, auf Attackieren des Raumes fokussierte Spiel stoße an Grenzen. Es gelte, "einerseits nachzuschärfen und in der Idee, in der Überzeugung voll dran zu bleiben. Und auf der anderen Seite dann schon zu versuchen, aus dieser starren Rautenformation ein Stück weit rauszukommen", bemerkte Ingolitsch.
Ob seine Vorstellungen mit dem aktuellen Kader - jüngst wurden Rückkehrer Jusuf Gazibegovic und der georgische Offensivmann Gizo Mamageishvili engagiert - umzusetzen sind, bleibt abzuwarten. Parensen schloss weitere Verpflichtungen nicht aus, gab sich aber zurückhaltend. "Vielleicht hilft uns dann ein anderer Spielertyp auch ab und zu mal", sagte der Deutsche. Ingolitsch selbst sah "ganz viele Spieler, die für diesen Spielstil einfach perfekt sind. Deswegen sehe ich die Qualität in der Mannschaft sehr gut und bin super happy mit der Mannschaft."
Was die Zusammensetzung seines Trainerteams betrifft, konnte Ingolitsch, dessen Vertragslaufzeit ein Geheimnis bleibt, keine neuen Informationen geben. "Mir ist es ganz wichtig zu betonen, dass ich sehr gerne mit Menschen arbeite, die auch schon hier sind", sagte er. In Gesprächen "mit den Trainern und Staff-Mitgliedern" wolle er sich in den nächsten Tagen "ein Gefühl holen, wer für was steht und wer mir wo helfen kann" bzw. wen man dann "vielleicht von außen dazu holen" müsse.
Sturm hatte sich zwei Tage vor Weihnachten von Meistertrainer und Ex-Kapitän Säumel getrennt und auch Gespräche mit Ried-Trainer Maximilian Senft geführt. Letztlich kam es aber zu keinem Engagement des 36-Jährigen, der sich am Sonntag zu einem Verbleib beim Tabellensechsten bekannte. Ingolitsch freute es umso mehr. "Es ist ein Großclub in Österreich. Tradition, Wucht, richtig geile Fans. Es ist eigentlich alles angerichtet für mich, hier eine schöne Zeit zu haben."
Seine Arbeit wird Ingolitsch mit dem Trainingsauftakt am Freitag (2. Jänner) aufnehmen, seine ersten beiden Pflichtspiele als Sturm-Coach absolviert er in der Ligaphase der Europa League - am 22. Jänner in Rotterdam bei Feyenoord und am 29. Jänner gegen Brann Bergen. Die Aufstiegschancen sind für die Grazer nur noch gering. Seine nationale Feuertaufe erfährt er am 1. Februar im Cup-Viertelfinale ausgerechnet in Altach. Eine Woche später geht es in der Liga zu Hause gegen Ried. Die Grazer starten als Tabellendritter mit vier Punkten Rückstand auf Spitzenreiter Salzburg ins Frühjahr.