Durch die rot-weiß-rote Brille gesehen, beginnt das Literaturjahr 2026 am 13. Jänner mit dem bei Suhrkamp erscheinenden Romandebüt von Magdalena Schrefel. Die in Berlin lebende Wienerin, die 2024 für "Die vielen Stimmen meines Bruders" den Nestroy-Autorenpreis erhielt, erzählt buchstäblich über "Das Blaue vom Himmel". Das ist nämlich bald Geschichte, wenn Schwefelpartikel in die Stratosphäre geschossen werden, um die Erderwärmung zu reduzieren. Wie lässt sich das Himmelsblau in der Erinnerung der Menschen festhalten, fragt die Hauptfigur von Schrefels Roman.

Wenige Tage später, am 19. Jänner, erscheint der nächste Debütroman. Die in Wien lebende Salzburgerin Katherina Braschel erzählt in "Heim holen" (Residenz Verlag) von der Recherche einer in einer donauschwäbischen Gemeinschaft aufgewachsenen jungen Frau nach den Tabus und Geheimnissen der eigenen Familiengeschichte. Die Buchpremiere findet am 20. Jänner im Literaturhaus Wien statt.

Am 27. Jänner erscheint im Zsolnay Verlag "Schleifen" von Elias Hirschl. "Ein großer, ein kluger Roman über die Macht und den Einfluss von Sprache auf unser Leben, der richtig Spaß macht beim Lesen", wirbt der Verlag. "Immer wieder stellt sich bei Elias Hirschl das schier Unglaubliche als wahr heraus, und der Rest ist extrem gut erfunden". Für den Autor, der zuletzt mit satirischem "Content" überzeugte, geht es "darum, was alles gesagt und nicht gesagt werden kann, was überhaupt in Worte zu fassen ist und wo die Sprache an ihre Grenzen stößt".

Rund 400 Seiten umfasst der in Wien um 1670 am Hofe von Kaiser Leopold I. spielende Historienroman "Der Jude der Kaiserin", den Vladimir Vertlib am 9. Februar bei Residenz vorlegt. Er verbinde "Komödie und Drama zu einem großen Roman über Glaubenskämpfe und Standesdünkel, Hetze, Intrigen und Verrat, aber auch Liebe, Treue und tiefe Freundschaft", verheißt der Verlag.

Mitte Februar haben Literaturfans dann keine ruhige Stunde mehr: Am 17. Februar erscheinen u.a. Norbert Gstreins im Schatten der beiden Weltkriege spielender und mit einem Axthieb beginnender Roman "Im ersten Licht" (Hanser), die Reiseberichte "Die Liebe kommt immer zu spät" von Karl-Markus Gauß (Zsolnay), Armin Thurnhers Essayband "Unsternstunden der Menschheit" (Zsolnay), Raoul Schrotts "Zeitgeist. Ein Plädoyer für Menschlichkeit" und Michael Köhlmeiers "Das Gute. 53 Zuneigungen" (beide: Hanser).

"Die Lebensentscheidung" heißt eine Novelle von Robert Menasse, die am 18. Februar bei Suhrkamp erscheint und die der Autor am 24. Februar im Literaturhaus Graz präsentiert. Der Protagonist schmeißt frustriert seinen Job bei der Europäischen Kommission hin, erhält eine niederschmetternde Krebsdiagnose, die er aber seiner 89-jährigen Mutter verschweigt und mit ihr in einen "Überlebenswettkampf" eintritt, um ihr den Schmerz über den Tod des Sohnes zu ersparen.

Die Klagenfurterin Verena Gotthardt ist 2021 beim Bachmann-Preis angetreten. Ihr Text hat nun dem Erzählband "Die jüngste Zeit", der am 18. Februar vom Wallstein Verlag herausgebracht wird, seinen Titel gegeben. Laura Freudenthalers Roman "Iris" (Jung und Jung) erscheint am selben Tag. Die Hauptfigur ist Schriftstellerin, deren Privat- und Sexualleben aus Abmachungen besteht, die eines Tages ins Wanken geraten. "Was bedeutet es für eine Frau, dass Erfahrungen in unsere Körper eingeschrieben sind, über Generationen und Jahrhunderte hinweg? Wie wirken wir selbst an einer Geschichte mit, in der Gewalt immer weiter fortgeschrieben wird? Und wie entkommen wir ihr?"

Ebenfalls für Februar angekündigt sind u.a. "Zirkus Morgana" von Hubert Weinheimer (Müry Salzmann), Florian Dietmaiers "Spuk" (Droschl), Christoph W. Bauers Novelle "Lärm" (Haymon), Cornelia Travniceks "Ich erzähle von meinen Beinen" (Picus), Daniel Zipfels "Walküre" (Leykam), Ursula Wiegeles Roman "Nur die Laute der Vögel" (Otto Müller Verlag) und Monika Helfers von Kat Meschik illustrierte Novelle "Wer bist du?" (Galiani Berlin).

Der März beginnt mit einem neuen Roman von Josef Winkler. In "Das Glück ist ein Engel mit ernstem Gesicht" (Suhrkamp Verlag) stellt er seine fünf Jahre ältere, mittlerweile verstorbene Schwester Maria in den Mittelpunkt. Sie hat jahrelang in Hotels gearbeitet und kehrt nach Ausbruch ihrer seelischen Erkrankung in ihr Elternhaus zurück, wo sie sich um ihren nach seinem ersten Buch angefeindeten Bruder kümmert.

Am 9. März werden u.a. Peter Roseis "Unsterbliche Seelen" (Residenz Verlag) ausgeliefert. Rosei, der am 17. Juni seinen 80. Geburtstag feiert, schildert in dem Roman Aufstieg und Fall des brillanten Ökonomen Robert Perwald. "Präzise, raffiniert und mit einem klaren Blick für menschliche und wirtschaftliche Abgründe" spannt der Autor seine Fäden "von Tokio bis Wien, von Chicago bis Fidschi, von Utah bis nach Kairo". Der Picus Verlag bringt Stefan Kutzenbergers Briefroman "Die Liste der Lebenden" und Anna Silbers Roman "Wie die Hasen", in dem die 1995 in Mödling Geborene auf die "Mühlviertler Hasenjagd" von 1945 Bezug nimmt.

Die Salzburgerin Birgit Birnbacher, Bachmann-Preisträgerin des Jahres 2019, berichtet in "Sie wollen uns erzählen" vom kleinen Oz, seiner Mutter Ann und der Zilly-Oma. Der Zsolnay Verlag, wo der Roman über den "Wildwuchs im Denken" am 17. März erscheint, bringt gleichzeitig Lukas Matzingers Reisebericht "Ohne Kalschnikow schlaf ich schlecht". Der Journalist erzählt von einem Jahr, in dem er und Olivia Wimmer 35.000 Kilometer in einem 40 Jahre alten VW-Bus unterwegs war, von Wien nach China und wieder zurück.

Ebenfalls für März angekündigt, sind Milena Michiko Flasars Betrachtungen über "Die Einsamkeit" (Droschl), Andrea Grills "Sonnenspiel" (Leykam), "Selige Unruhe" von Andreas Pavlic (Edition Atelier), Lisa-Viktoria Niederbergers Romandebüt "Lahea" und Marianne Jungmaiers Reisestorys "Kontinentaldrift" (beide im Otto Müller Verlag), Anna Felnhofers Roman "Prosopon" (Luftschacht Verlag). Auch Xaver Bayers Briefroman "Hauch" erscheint am 17. März. "Ein unzeitgemäßeres Buch ist kaum denkbar, und zugleich leuchtet keines die Angst-Räume unserer Gegenwart so hell aus", kündigt der Verlag Jung und Jung an.

"Eine Geschichte über die Schönheit des Unvollkommenen. Über unvollkommene Menschen, die einander gut gelaunt Geborgenheit schenken und deren inneres Leuchten erst durch die Risse in ihrer Biografie sichtbar wird", ist für die Steirerin Teresa Kirchengast ihr Roman "Anatomie der Geborgenheit", der im April in der Edition Atelier erscheint.

Mit ihrer satirischen Erzählung "Das Gurkerl" gewann Johanna Sebauer 2024 in Klagenfurt den 3sat-Preis und den Publikumspreis. Am 12. Mai kommt bei DuMont die von Nikolaus Heidelbach illustrierte Buchausgabe heraus. Rund 600 Seiten umfasst Walter Gronds Roman "Die Wandlung", den der Haymon Verlag für Ende Mai ankündigt. "Walter Grond leiht seinen Romanhelden eine ganz eigene Perspektive auf die Kunst- und Literaturszene der 1980er- und 1990er-Jahre; eine Szene, deren einzige Konstante ihre stetigen Umbrüche sind. Er fragt, wie aus Literatur Content werden konnte", heißt es im Voraus.

Am 19. Juni erscheint im Rowohlt Verlag der Text von Elfriede Jelineks neuem Stück "Unter Tieren", das Nicolas Stemann am 16. August auf der Halleiner Perner-Insel als Koproduktion der Salzburger Festspiele mit dem Burgtheater zur Uraufführung bringt. Jelinek verleiht darin Tieren eine Stimme und lässt sie vergeblich versuchen, das Wirtschaftstreiben der Menschen zu verstehen. "Immer verständnisloser, dafür mit wachsendem Sarkasmus betrachten Kühe, Schweine, Tauben, das Lamm Gottes oder auch der 'Für und Widder' uns Menschen dabei, wie wir konsequent an unserem selbst verschuldeten Unglück arbeiten - und am Ende ungebremst und fröhlich in die Apokalypse des Kapitalismus rasen."