Derzeit könne niemand abschätzen, wie sich die Corona-Situation in den kommenden Wochen und Monaten entwickeln wird: "Eine öffentliche Veranstaltung dieser Größenordnung wäre aus heutiger Sicht unverantwortbar", hieß es vom ORF. Die 44. Tage der deutschsprachigen Literatur finden nun voraussichtlich in der Zeit von 16. bis 20. Juni 2021 statt.

Wie Bernhard auf APA-Anfrage sagte, sei es nicht möglich, den Bachmann-Preis mit seinen Lesungen rein "virtuell" auszutragen: "Unsere Statuten besagen, dass im Sinne der Transparenz live, direkt im ORF-Theater, gelesen werden muss." Der Bewerb in Klagenfurt lebe von dem ganz besonderen Flair der Lesungen und auch von der Jurydiskussion vor Publikum.

Die Bachmannwoche mit dem Literaturkurs für Nachwuchsautoren lebt außerdem von zahlreichen Begleitveranstaltungen in der ganzen Stadt. Horst Ebner, der Koordinator der Tage der deutschsprachigen Literatur, meinte, er sei traurig, dass die Kandidaten, die schon ausgewählt waren, heuer nicht zum Zug kommen: "Aber angesichts der dramatischen Lage in Sachen Corona bitten wir alle Beteiligten um Verständnis für unsere Maßnahmen."

Ob die Kandidaten auch im kommenden Jahr mit dabei sein werden, steht noch nicht fest, sagte Bernhard: "Das muss man mit der Jury ausarbeiten." Da Autoren am Bewerb nur mit unveröffentlichten Texten teilnehmen können, kann in einem Jahr viel geschehen: "Wenn zum Beispiel ein Kandidat an einem Buch arbeitet, das er bis nächstes Jahr veröffentlichen will, kann er dann mit diesem Text nicht teilnehmen."

Wie die Klagenfurter Bürgermeisterin, Maria-Luise Mathiaschitz (SPÖ), auf APA-Anfrage sagte, sei die Absage "schweren Herzens" erfolgt: "Aber die Umstände erfordern spezielle Maßnahmen." Die größte Unsicherheit war, ob denn zum Zeitpunkt des Bachmann-Preises, der heuer mit Mitte Juni relativ früh vergeben worden wäre, überhaupt schon die Teilnehmer aus Deutschland und der Schweiz einreisen hätten können.