Der moralische Fall der Kirche ist tief. Die Empörung über den Inhalt des Missbrauchsgutachtens im Erzbistum München und Freising zu den Jahren 1945 bis 2019 ist groß. Die Emotionen gehen hoch. Im Scheinwerferlicht steht vor allem der emeritierte 95-jährige Papst Benedikt XVI. Als Kardinal Joseph Ratzinger leitete der prominente Konzilstheologe von 1977 bis 1982 das Erzbistum. Diese Zeit holt ihn nun ein. In vier Fällen habe er, so die von Kardinal Reinhard Marx beauftragte Kanzlei Westpfahl-Spilker-Wastl in ihrem fast 1900 Seiten langen Bericht, Missbrauchstäter im Klerus nicht entlassen, sondern nur versetzt. Die betroffenen Pfarreien seien nicht informiert worden. Besonders schwer wiege, dass der emeritierte Papst trotz erdrückender Aktenlage, so die Kanzlei, leugne, bei der Indienstnahme des Täters H. aus Essen beteiligt gewesen zu sein.