Verteidigungsministerin Klaudia Tanner möchte mehr Frauen beim Bundesheer. Damit das gelingt, hat sie am 8. März, dem Weltfrauentag, ein neues Ausbildungsmodell vorgestellt, das sich explizit an Frauen richtet: den freiwilligen Grundwehrdienst. Bisher mussten Frauen, die zum Heer wollten, einen Eignungstest im oberösterreichischen Wels absolvieren und dort mit Liegestütz, Klimmzügen und Dauerlauf demonstrieren, ob sie fit genug sind.

Stellung auch für Frauen

Das fällt nun weg. Frauen, die wollen, können sich künftig zur Stellung melden. Wenn sie danach an einer der sechs Stellungsstraßen in Österreich für tauglich befunden werden, rücken sie, wie die männlichen Grundwehrdiener, für sechs Monate ein. Sie werden anschließend in derselben Gruppe sein, heißt es aus dem Verteidigungsministerium.

Entsprechend soll der Aufbau der sechsmonatigen Ausbildung identisch sein: Er gliedert sich in die Grund- und Basisausbildung. "Wir wollen mehr Frauen in Uniform", sagte Tanner am Mittwoch im "Ö1 Morgenjournal". "Das ändert etwas im Mindset der Gruppe." Bisher liegt der Frauenanteil beim Bundesheer bei rund 4,3 Prozent.

Gender Pay Gap

Ein Unterschied wird zwischen den Grundwehrdienerinnen und den Grundwehrdienern allerdings bestehen: das Gehalt. Denn während die Männer rund 500 Euro monatlich bekommen, verdienen die Frauen im Wehrdienst 1250 Euro. Denn sie werden nach dem Tarif des Ausbildungsdienstes, der außerdem von der Lohnsteuer befreit ist, bezahlt. Verfassungswidrig sei das deswegen nicht, weil Frauen den Wehrdienst im Unterschied zu Männern freiwillig absolvieren, sagte Verfassungsjurist Heinz Mayer im "Mittagsjournal". Diese Einschätzung teilt der Innsbrucker Rechtswissenschaftler Bernd-Christian Funk: "Um das Ziel einer höheren Frauenquote zu erreichen, kann es auch zu einer Bevorzugung kommen. Das ist verfassungsrechtlich verankert", sagte er.

Dazu kommt, dass Soldaten, die sich während des Grundwehrdienstes verpflichten lassen, schon jetzt die 1250 Euro bekommen. Eine Gesetzesänderung für die Öffnung des Wehrdienstes ist deswegen nicht notwendig.

Das Bundesheer sucht Männer wie Frauen, sagte Tanner im "Morgenjournal": "Wir müssen, wie der gesamte öffentliche Sektor, Anreize setzen." Die Einführung des freiwilligen Grundwehrdienstes soll ein solcher sein. Erst im Dezember beschloss der Nationalrat einstimmig die Erhöhung des Gehalts für die Grundwehrdiener.