SPÖ-Chefin Pamela Rendi-Wagner hat es zurzeit nicht leicht: Obwohl sich die ÖVP in Umfragen seit dem Rückzug von Sebastian Kurz nahezu im freien Fall befindet, macht die Sozialdemokratie unter ihr kaum Fortschritte. Im Gegenteil: Seit Mitte September sinkt die Bundes-SPÖ in Umfragen ab, im November wurde man gar von der FPÖ vom ersten Platz verdrängt.

Hinzu kommen konstante Sticheleien aus dem geografisch östlich und innerparteilich rechten Rand. Denn Burgenlands Landeshauptmann Hans Peter Doskozil wäre offenbar gern selbst SPÖ-Bundesparteichef. Ende November ließ seine Landespartei abfragen, wie gut er bei einer Nationalratswahl abschneiden würde. Das Ergebnis: deutlich besser als die amtierende SPÖ-Chefin Rendi-Wagner.

Landesgeschäftsführer Fürst will SPÖ-Mitglieder befragen

Landesgeschäftsführer Roland Fürst wollte das damals nicht als Angriff auf die Bundespartei gesehen wissen: Ein "Projekt-Ballhaus-Burgenland" gebe es nicht – "und wenn, dann würden wir das anders machen". In der heutigen "Presse" klingt das bereits anders: Derzeit schöpfe die Sozialdemokratie ihr Potenzial nicht aus, merkte er an.

In der SPÖ gebe es die vorherrschende Meinung, dass die aktuelle Vorsitzende Spitzenkandidatin werde: "Das ist zu akzeptieren." Es gebe aber auch die Meinung, dass man das vor dem Wahltag entscheidet und: "Die vertrete ich auch. Dann sollte jener Kandidat ins Rennen geschickt werden, der die größte Chance hat, die SPÖ zur mit Abstand stärksten Partei zu machen." Er hätte daher "nichts dagegen, die Mitglieder zu befragen".

Doskozil: Kanzlerkandidatur "utopisch"

Für wen Fürst stimmen würde, ist klar: Doskozil sei "ein toller Landeshauptmann und sicher eines der größten politischen Talente der Sozialdemokratie seit Bruno Kreisky", stellte Fürst fest. Auch sei er bereits Minister gewesen und habe bewiesen, "dass er in dieser kurzen Zeit viel weitergebracht hat". Dass Doskozil tatsächlich roter Kanzlerkandidat werden könnte, hielt dieser selbst Anfang Dezember noch für "utopisch, weil ich offensichtlich in der Partei zu sehr polarisiere".

Diese Meinung teilt man wohl auch in der Bundes-SPÖ: Das Bundesparteipräsidium dürfte sich am 4. und 5. Jänner in Kärnten treffen. Doskozil wird nicht anwesend sein, da er auch nicht mehr Mitglied im höchsten Entscheidungsgremium der österreichischen Sozialdemokratie ist. Stattdessen weilt er als Vorsitzender der Landeshauptleutekonferenz bei einem Termin zu erneuerbarer Energie in der Schweiz.