Als Lügendetektor trat Montagnacht ZiB-Moderator Armin Wolf Präsidentschaftskandidat Tassilo Wallentin gegenüber. Mehrfach kreiste der Schlagabtausch um den Anteil der Muslime an der österreichischen Bevölkerung. Der Anwalt und "Krone"-Kolumnist hatte behauptet, dieser Anteil betrage in 20 Jahren zwischen "30 und 40 Prozent". Das sei unwahr, wandte Wolf ein. Alle seriösen Prognosen gingen von einem "zehnprozentigen Anteil" aus.

Was sagt die (vage) Datenlage? Zunächst: Dass man von zwei Wirklichkeiten ausgehen muss, der österreichweiten und jener von Wien. Beide divergieren fundamental. Die valideste Erhebung zum Thema ist eine Studie mit dem Titel "Demographie und Religion in Österreich, Szenarien 2016 bis 2046". Erarbeitet wurde sie vom Demografie-Institut der Akademie für Wissenschaften.

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Studie: Demographie und Religion in Österreich

Laut dessen Berechnungen wird der Anteil der Muslime bei anhaltend starker Zuwanderung in gut 20 Jahren bundesweit von aktuell acht (1981 ein Prozent) auf 21 Prozent ansteigen, unter Annahme einer geringen Zuwanderung auf 12 Prozent. In beiden Szenarien blieben die Katholiken (42 bzw. 47 Prozent) stärkste Religionsgemeinschaft. Das widerlegt Wallentins Behauptung.

Näher an der Wahrheit liegt diese in Bezug auf Wien, wo Säkularisierung und Migration besonders markant durchschlagen. In Österreichs Bundeshauptstadt würde laut besagter Studie bei einer weiteren ähnlich dynamischen Zuwanderungsentwicklung der Anteil der Muslime an der Bevölkerung auf die von Wallentin in den Mund genommene Unterkante von 30 Prozent anwachsen. Damit wäre der Islam die führende Religion im ehemals katholisch barocken Wien, während die Katholiken auf 22 Prozent zurückapern und die Konfessionslosen auf Platz zwei vorrücken (24 Prozent). Das erinnert an ein Zitat von Karel Schwarzenberg: "Ich habe keine Angst vor den Muslimen, wohl aber vor den eigenen leeren Kirchen."