War Ihnen am 15. Juli, als Sie zum ersten Mal 700 Millionen Euro Kredit für die Wien Energie per Notkompetenz freigesetzt haben, die Tragweite bewusst?
MICHAEL LUDWIG: Es war mir damals bewusst, dass es in Europa sehr volatile Energiemärkte gibt. Deshalb haben wir schon Monate zuvor verlangt, dass die Bundesregierung ähnlich wie in anderen europäischen Ländern einen Schutzschirm für Energieunternehmen schafft.

Sehr lautstark haben Sie das aber nicht gefordert. Warum sind Sie das nicht spätestens nach dem konkreten Anlassfall im Juli offensiv angegangen?
Aber bitte jetzt nicht die Versäumnisse der Bundesregierung der Stadt Wien umhängen. Es ist schon in der Verantwortung der Bundesregierung, einen österreichischen Schutzschirm zu spannen. Jetzt kann man sagen, wir haben vielleicht auf die Bundesregierung zu wenig Druck gemacht. Wenn man in Zukunft ein stärkeres Echo aus Wien will, dann wird man das auch bekommen.

Sie sagen, alle Kredite sind eine reine Vorsichtsmaßnahme. Dann musste plötzlich ein Kredit innerhalb von wenigen Stunden her. Wie passt das zusammen?
Zwei Dinge sind wichtig: erstens: Es geht dabei um eine Liquiditätsüberbrückung. Was wir im Juli bereitgestellt haben, wurde erst im August abgerufen. Auch das Ersuchen, dass die Österreichische Bundesfinanzierungsagentur liquide Mittel zur Verfügung stellt, war eine Präventionsmaßnahme. Und zweitens: Die Versorgungssicherheit ist und war immer gewährleistet.