Vielleicht schon nächste Woche, spätestens Ende April will die Regierung verkünden, ob bzw. wann Schulen langsam wieder hochgefahren werden. Kanzler und Bildungsminister würden gern Mitte Mai zum abgespeckten Regelunterricht zurückkehren, doch man will  auf Nummer sicher gehen. Ehe die Entscheidung fällt, soll die Auswirkung der Öffnung der kleinen Geschäfte auf die Infektionskurven analysiert werden. Steigen die Zahlen, ist die Schulöffnung auf Eis gelegt.

Wann auch immer die Schulen aufsperren – der Alltag wird ein anderer sein als vor dem 15. März, an dem in Österreich ein neues Zeitalter begann. Würde die Schulen mit einem Schlag öffnen, ein zweites Ischgl wäre vorprogrammiert. 600 und mehr Schüler, die in den Pausen den Geräuschpegel nach oben treiben – das war einmal.

Ende der Bussi-Bussi-Kultur

In jedem Fall steht das „Hochfahren“ im Zeichen der neuen Spielregeln, die unseren Alltag noch ein, zwei Jahre (bis zur Entwicklung eines Impfstoffs) prägen werden: Abstand halten, Handhygiene, Maskenpflicht (beim Rein- und Rausgehen). Corona hat der Kultur des Händeschüttelns und des Bussi-Bussi – bis auf Weiteres – ein jähes Ende bereitet.

Schriftliche in Geisterschulen

Um überfüllte Eingangsbereiche, Gänge, Klassenzimmer zu vermeiden, setzt man auf das Prinzip der Staffelungen: Ab 4. Mai sollen Maturanten wieder unterrichtet werden, die Schriftliche wird unweigerlich in Geisterschulen abgehalten werden. In einem zweiten Schritt sind die Viertklässler (Volksschule, Unterstufe), also Kinder und Jugendlichen, die vor einem Schulwechsel stehen, an der Reihe.

15 Minuten Händewaschen zum Start?

Wie die sonstige Staffelung aussieht, ob die unteren Schulstufen am Vormittag, die oberen am Nachmittag unterrichtet werden, ob und wie die Klassen geteilt werden, ist in Schwebe. Viele Fragen wirft die Handhygiene auf. Waschen sich 30 Schüler nach der Ankunft in der Schule die Hände, vergehen bei einem Waschbecken pro Klasse 15 Minuten. Kopfzerbrechen bereitet den Experten, wie man mit Risikogruppen unter Schülern und Lehrern (zwölf Prozent sind älter als 60) umgeht.

Eltern gegen "Kinder als Versuchskaninchen"

Gegen einen Schulstart zum aktuellen Zeitpunkt spricht sich die Lehrergewerkschaft aus. „Solange die Hygienemaßnahmen nicht einzuhalten sind, ist an einen Schulstart nicht zu denken“, so der oberste Lehrervertreter Paul Kimberger. Einen Tag nach der Wiederöffnung von Kindergärten und Unterstufen hat sich etwa in Dänemark der Widerstand formiert. Besorgte Eltern haben eine Facebook-Gruppe mit dem Titel „Mein Kind soll nicht Versuchskaninchen für Covid-19 sein“ gegründet.