Worum geht es heute bei der Wahl?

Formell um die Zusammensetzung des Nationalrats, machtpolitisch fällt eine Vorentscheidung, welche Koalition uns künftig regiert.

Ist das Rennen nicht längst gelaufen?

Jein. In allen Umfragen liegt Sebastian Kurz seit Monaten uneinholbar vorn, die Entscheidung trifft immer noch der Bürger in der Wahlkabine. Und auch Umfragen können irren, siehe Brexit oder Trump.

Sollte Kurz gewinnen, entscheidet nicht die ÖVP im Alleingang, welche Koalition kommt?

Jein. Wer der nächsten Regierung angehören will, muss einmal den Sprung ins Parlament schaffen. Fünf Parteien (ÖVP, SPÖ, FPÖ, Neos, Grüne) können damit rechnen, fraglich ist der Wiedereinzug der Liste Pilz. Erstmals seit langem können sich tatsächlich alle Parteien Hoffnungen auf den Einzug in die nächste Regierung machen – als Juniorpartner der ÖVP.

Welche Koalition kommt?

Keine Ahnung. Es mag sogar sein, dass es nicht einmal der ÖVP-Chef genau weiß, weil es zunächst einmal vom heutigen Kräfteverhältnis abhängt. Schießt die ÖVP durch die Decke oder war das alles nur ein Hype? Fahren die Grünen ein Rekordergebnis ein oder doch nicht? Rollen in der SPÖ oder der FPÖ die Köpfe oder kommt es ganz anders?

Welche Option ist die wahrscheinlichste?

Ein solches Paradoxon gab es noch nie. Kurz könnte bis zu fünf Optionen haben, bei jeder einzelnen Koalitionsvariante gibt es mehr Argumente, die gegen eine solche Konstellation sprechen als dafür.

Was ist mit einem türkis-roten Revival?

Ein Schulterschluss mit der SPÖ erscheint wenig wahrscheinlich, hat doch Kurz 2017 die Macht in der ÖVP mit dem Anspruch übernommen, das Projekt der Großen Koalition vorerst einmal zu Grabe zu tragen.

Und Türkis-Blau II.?

Gegen eine Neuauflage des schwarz-türkisen Experiments sprechen neben den seriellen „Einzelfällen“ und Ibiza die jüngsten Enthüllungen in der FPÖ, die nur der Anfang sein dürften. Vor allem könnten in der Wiener FPÖ nach dem Wahlsonntag Machtkämpfe ausbrechen, die dann auf die Bundesebene durchschlagen. Ein Experiment mit hohem Risiko.

Ist Türkis-Grün eine realistische Option?

Ob Türkis-Grün realisierbar ist, entscheidet in erster Linie der Wähler. Neben der Arithmetik sollten, so die Hoffnung, auch inhaltliche Erwägungen eine Rolle spielen. Kurz hat sich im Wahlkampf rechts positioniert. Nicht nur die Grünen, auch Kurz müsste über den Schatten springen – sofern die Wähler überhaupt mitspielen.

Und eine Dreierkoalition?

Die Option einer Dreierkoalition aus ÖVP, Neos, Grüne hat seit den Spesenenthüllungen um den Ex-FPÖ-Chef wieder an Fahrt aufgenommen. In anderen europäischen Ländern sind Dreier, Vierer-, Fünferkoalitionen an der Tagesordnung, in Österreich fehlt die Tradition. Möglich wäre auch eine Minderheitsregierung. Was dagegen spricht? Die ÖVP könnte jederzeit per Misstrauensantrag in die Wüste geschickt werden.

Wann steht das Wahlresultat fest?

Mit großer Wahrscheinlichkeit heute gegen 19.30 Uhr. Zwar haben diesmal mehr als eine Million Bürger eine Wahlkarte beantragt, bisher gelang ORF-Hochrechner Christoph Hofinger immer schon am Sonntag eine Punktlandung. Der Großteil der Karten wird am Montag ausgezählt, ein kleiner Teil am Donnerstag.

Wie geht es dann weiter?

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Schon nächste Woche könnte der Bundespräsident den Wahlsieger mit der Regierungsbildung betrauen. Wann die Regierung steht, wissen nur die Götter.