Politiker sind  nicht nur auf Stimmen, sondern auch auf die eigene Stimme angewiesen. Sie sind an den Stimmbändern operiert worden. Wie geht es Ihnen?

HANS PETER DOSKOZIL. Es war fast ein Schock, weil ein Politiker von der Stimme lebt. Es passt soweit. Ich bin medizinisch in besten Händen. Das bekommen wir in den Griff.

Sie werden am Samstag zum SPÖ-Chef des Burgenlands gewählt. Wann folgen Sie Niessl als Landeshauptmann nach?

HANS PETER DOSKOZIL. Das wird der Landeshauptmann am Samstag verkünden. Ein Geheimnis kann ich lüften: Es wird nicht in diesem Halbjahr sein, weil das Burgenland den Vorsitz in der Landeshauptleutekonferenz innehat.

Ein Wechsel nach Wien ist damit vom Tisch?

HANS PETER DOSKOZIL. Da werden parteiintern Diskussionen geführt, die unnötig sind. Nach dem Verlust der Regierungsbeteiligung im Bund habe ich mich entschieden, dass meine berufliche Zukunft im Burgenland liegt. Voraussetzung dafür ist das Vertrauen der Funktionäre und der Wähler.

Nach dem Wechsel von Häupl zu Ludwig rumpelt es im rot-grünen Wien.Ist ein fliegender Koalitionswechsel im Burgenland denkbar?

HANS PETER DOSKOZIL. Es gibt inhaltlich keinen Grund. Die Zusammenarbeit mit der FPÖ funktioniert. Ich lege großen Wert auf Handschlagqualitäten, und das ist gegeben. Tricksereien lehne ich ab.

Wohin wollen Sie die burgenländische SPÖ inhaltlich führen? Was sind Ihre drei wichtigen Anliegen?

HANS PETER DOSKOZIL. Ein wesentlicher Aspekt jeder Politik sollte die Glaubwürdigkeit sein. Um Ihnen ein Beispiel zu geben: Die SPÖ hat in der Debatte um die Arbeitszeitflexibilisierung immer den Mindestlohn ins Spiel gebracht. Ich meine, dass wir den Mindestlohn umsetzen sollten, wo wir Verantwortung haben.

Das heißt, Sie wollen einen Mindestlohn von 1500 oder 1700 Euro im Burgenland einführen. Wie soll das gehen?

HANS PETER DOSKOZIL. Dort, wo wir Verantwortung haben, im Landesdienst oder in der Landesholdung. Wenn ein Arbeiter in der Holdiung 1300 Euro verdient, und gleichzeitig reden wir dauernd von einem höheren Mindestlohn, wird er sich denken: Warum gilt das bei uns nicht? Das ist die Glaubwürdigkeit, die ich meine. Ein zweiter Aspekt ist eine klare Abkehr von weiteren Privatisierungen und Ausgliederungen. Ich war dagegen, dass im Schubhaftzentrum in Vordernberg der Sicherheitsdienst privatisiert wird. Der dritte Bereich ist die Lebensmittelsicherheit und die Trinkwasserqualität. Man darf als Politiker nicht immer nur fordern, sondern man muss auch was tun.

Haben Sie das nötige Geld, um Privatisierungen und Ausgliederungen zu stoppen?

HANS PETER DOSKOZIL. Wenn wir es mit eigenem Personal machen, wird es sogar billiger. Das wird in der Debatte oft vergessen. Derzeit werden Ausgliederungen über den Sachaufwand mit hohen Stundensätzen abgewickelt. Ich könnte viele Beispiele auflisten

Die Migrationsfrage haben Sie gar nicht angesprochen?

HANS PETER DOSKOZIL. Die Migration ist vielleicht innerparteilich nicht das wichtigste Thema, für die Bevölkerung ist es ein wesentliches Thema. Die Bevölkerung muss sich darauf verlassen, dass die SPÖ Antworten darauf findet.

Was sind Ihre Antworten?

HANS PETER DOSKOZIL. Die Bundes-SPÖ wird ja nächste Wochen dazu ein Papier vorlegen, ich will nichts vorwegnehmen.

Nachholbedarf hat die SPÖ in der Frage?

HANS PETER DOSKOZIL. Ja, sonst würden wir uns damit nicht beschäftigen.

Hätte die SPÖ die Wahl gewonnen, wenn man schon vor zwei Jahren eine Linie fixiert hätte?

HANS PETER DOSKOZIL. Es ist müßig, darüber zu reden. Es hat viele Faktoren gegeben.

Die Wiener SPÖ baut Türkis-Blau als Feindbild für die Wahl 2020 auf. Wie wollen Sie das handhaben? Mit der FPÖ als Koalitionspartner geht das wohl schwer.

HANS PETER DOSKOZIL. Ich habe einen pragmatischen Zugang. Die Bevölkerung will nicht, dass wir dauernd streiten. Die Leute wollen, dass wir Meinungen vertreten. Da gibt es natürlich Differenzen mit dem Bund, siehe die 60 Stunden-Woche. Wenn ich mir die Aussagen zu 150 Euro im Monat anschaue, dann meine ich, dass das ein Vorgriff auf ein österreichisches Harz-4-Modell ist. Ich will  keinen Reibebaum vor der Wahl aufstellen.

Bei der Migration ist die Schnittmenge mit Kurz groß?

HANS PETER DOSKOZIL. Auch er hat einen pragmatischen Zugang in dieser Frage. Unsere Positionen decken sich  nicht zu hundert Prozent.

In der Migrationsfrage ist Kurz kein politisches Feindbild?

HANS PETER DOSKOZIL. Nein.

Das Wahlziel bei der Landtagswahl im Jahr 2020 ist ein Sieg und ein Vierer davor?

HANS PETER DOSKOZIL. Es ist noch ein wenig Zeit bis zum Wahltag. Man kann das grob so skizzieren.

Sie sind in Vorau geboren, also ein gebürtiger Steirer?

HANS PETER DOSKOZIL. Ich bin ein Spitalssteirer, ich war vier Tage im Spital. Damals gab es kein Spital, entbunden wurde in Vorau.