In genau einem Jahr wird wieder gewählt, entschieden wird am 26. Mai 2019 über die Zusammensetzung der künftig 19-köpfigen österreichischen Delegation im europäischen Parlament. In den Parteien steigt sicht- und hörbar die Spannung, vor allem in der ÖVP, der SPÖ und bei den Neos.


In der ÖVP dürfte nach Informationen der Kleinen Zeitung eine Vorentscheidung gefallen sein. Trotz grundlegender Differenzen über Viktor Orbán oder die Zukunft der EU will Sebastian Kurz nun doch Othmar Karas ins Rennen schicken, allerdings sitzt der ÖVP-Chef am kürzeren Ast: Karas will erst nach Weihnachten entscheiden, ob er nochmals antritt und, wenn ja, unter welchen Bedingungen. Kurz steckt im Dilemma: Überwirft sich der ÖVP-Chef mit Karas, dürfte Karas mit einer eigenen Liste antreten, die alte Europapartei müsste wohl mit Platz drei vorliebnehmen.
Nervosität herrscht auch in der SPÖ. Als Favoriten gelten der frühere EU-Abgeordnete und spätere Verkehrsminister Jörg Leichtfried sowie Klubobmann Andreas Schieder, der wenig Lust auf Straßburg hat. Überlegt wird auch die Bildung einer proeuropäischen Plattform, Emmanuel Macron, der zu den Liberalen tendiert, wälzt entsprechende Pläne. In der FPÖ und bei den Grünen gelten Harald Vilimsky und Michel Reimon, sofern er nicht die Grünen übernimmt, als Fixstarter.


Nach dem am Freitag verkündeten Rückzug der pinken EU-Abgeordneten Angelika Mlinar ist nun auch das Rennen bei den Neos völlig offen. Als Favoriten werden derzeit Claudia Gamon oder Nikolaus Scherak gehandelt. Seit Tagen macht auch das Gerücht die Runde, dass die Liste Pilz das grüne Urgestein Johannes Voggenhuber reaktivieren könnte.


Nicht auszuschließen ist, dass der eine oder andere Spitzenkandidat erst fünf vor zwölf aus dem Hut gezaubert wird. Die EU-Wahlen sind auch in Österreich ein Biotop für Quereinsteiger. Seit dem Beitritt wurden vier bekannte ORF-Gesichter (Ursula Stenzel, Eugen Freund, Hans Kronberger, Karin Resetarits), Karl Habsburg, Erfolgsautor Hans-Peter Martin und Schauspielerin Mercedes Echerer aufgeboten.