Seit Jahren beschäftigen Migration und Integration die Menschen in Österreich massiv. Am Donnerstag präsentierte Integrationsministerin Claudia Plakolm (ÖVP) die neueste Ausgabe des „Integrationsbarometers“, einer Meinungsumfrage, wie Zuwanderung wahrgenommen wird. Die 1000 Personen, die vom Institut von Meinungsforscher Peter Hajek befragt wurden, nannten hohe Lebenshaltungskosten, Engpässe im Gesundheitssystem und die hohe Steuerbelastung als ihre häufigsten Sorgen – dahinter folgten die Verbreitung des politischen Islams und die Integration von Zugewanderten.
Insgesamt sei das Stimmungsbild im Zusammenhang mit Migration kritisch, aber seit Jahren weitgehend stabil, sagte Hajek. Aktuell sind jedenfalls 72 Prozent der Meinung, dass Integration eher schlecht oder sehr schlecht funktioniert, gut zwei Drittel sind skeptisch, ob Österreich die Zuwanderung bewältigen kann.
Zusammenleben mit Ukrainern positiv bewertet
Überwiegend positiv wurde das Zusammenleben mit Ukrainerinnen und Ukrainern bewertet, deutlich negativer mit „klassischen“ Flüchtlingen, insbesondere Muslimen. Gut funktioniert aus Sicht der Mehrheit das Miteinander bei der Arbeit und in Geschäftsvierteln, negativ wird es in Wohnvierteln, Schulen und an öffentlichen Plätzen eingeschätzt. Insgesamt gibt es laut Hajek eine Gruppe von etwa 15 Prozent, die Zuwanderung grundsätzlich ablehnt; vielen anderen gehe es vor allem um die Einhaltung gewisser Spielregeln.
Plakolm kündigt Integrationsphase für 2026 an
Im ersten Halbjahr 2026 werde die von der Regierung geplante verpflichtende Integrationsphase für Schutzberechtigte „inhaltlich und legistisch“ fertig sein, damit einher gehe die Reform der Sozialhilfe, kündigte die Integrationsministerin an. Im Fokus sollen dabei die Bereiche Arbeitsmarkt, Spracherwerb und „das Einhalten unserer Regeln und Werte“ stehen.
Wie es um die genannten Themenbereiche steht, wird im Integrationsbarometer nicht erfasst – es handelt sich um eine reine Meinungsumfrage. Zahlen zu Deutschkenntnissen von Zugewanderten finden sich etwa im Statistischen Jahrbuch Migration und Integration: Insgesamt schätzt demnach ein gutes Viertel der Zugezogenen seine Sprachkenntnisse als „hervorragend“ ein, gut 35 Prozent als gut, der Rest als mittelmäßig bis schlecht. Herausforderungen werden im Schulsystem sichtbar: So waren im Schuljahr 2023/24 gut 50.000 Kinder und Jugendliche außerordentliche Schüler, konnten also noch nicht ausreichend Deutsch, um dem Unterricht zu folgen.
In mehreren Statistiken ist die Arbeitsmarktintegration von Zugewanderten erfasst. Laut einem Bericht des Integrationsfonds (ÖIF) waren 2023 knapp 78 Prozent jener Männer, die 2015 nach Österreich geflüchtet sind, erwerbstätig, gleichzeitig aber nur 37,7 Prozent der Frauen. 2024 lag die Arbeitslosenquote für Österreicher bei 5,7, bei Nicht-Österreichern bei 10,5 Prozent. Separat ausgewiesen werden im Statistischen Jahrbuch die Herkunftsländer Afghanistan, Syrien und Irak, wo eine Arbeitslosenquote von über 30 Prozent verzeichnet wird. Nach Aufenthaltstitel wird in dieser Erhebung nicht differenziert. Von österreichweit gut 200.000 Empfängern von Sozialhilfe und Mindestsicherung waren gut die Hälfte Drittstaatsangehörige.
Hürden für Arbeitsmarktintegration
Indes macht die Arbeiterkammer Wien Hürden für die Arbeitsmarktintegration Geflüchteter aus: Im Frühjahr ließ sie 900 Scheinbewerbungen ausschicken, wobei die vermeintlichen Bewerber – je ein Österreicher und ein afghanischer Flüchtling – vergleichbare Qualifikationen aufwiesen. 14,6 Prozent der fiktiven Österreicher erhielten eine Einladung zum Bewerbungsgespräch, allerdings nur 6,1 Prozent der Afghanen.