Würden alle Menschen auf der Welt so leben wie in der Europäischen Union, wären bereits an diesem Freitag alle Ressourcen aufgebraucht, die unsere Erde in diesem Jahr natürlich zur Verfügung stellen kann. Das zeigt ein Report der Umweltschutzorganisation WWF sowie des Global Footprint Netzwerks. Österreich hatte seine Reserven nach dieser Rechnung heuer bereits am 9. April verbraucht.

"Ab dem 10. Mai übersteigt unser ökologischer Fußabdruck die Biokapazität der Erde", erläuterte Hanna Simons, Leiterin Natur- und Umweltschutz beim WWF Österreich. "Die Natur kann nicht mehr erneuern, was wir verbrauchen. Wir in Europa leben so, als stünden uns 2,8 Planeten zur Verfügung. Das ist eine immense Belastung für Umwelt und Natur", warnte sie in einer Aussendung.

Der EU-"Erschöpfungstag" findet von Jahr zu Jahr alarmierend früher statt, erklärte der WWF. Noch in den 1960er-Jahren lag er im Oktober. Luxemburg hatte bereits am 16. Februar - nach 46 Tagen des Jahres - seine Ressourcen aufgebraucht, Estland und Dänemark gegen Ende März. Auch die österreichische Bundesregierung müsse viel mehr tun, forderte der WWF. Kroatien (1. Juni), Ungarn (14. Juni) und Bulgarien (22. Juni) sind dagegen unter jenen Ländern, die besser dastehen als der EU-Schnitt. Kuba (1. Dezember), Marokko (16. Dezember) und der Niger (25. Dezember) kommen überhaupt fast bis zum Jahresende mit ihren Ressourcen aus.

Der "Welterschöpfungstag", auch "Earth Overshoot Day" genannt, fiel im vergangenen Jahr auf den 1. August. Weltweit liegen wir damit laut WWF bei einem symbolischen Verbrauch von 1,7 Planeten. Der menschliche Raubbau führe zum Verlust der biologischen Vielfalt, Wasserknappheit, Bodenerosion und Luftverschmutzung sowie zur Klimakrise, die wiederum häufigere Wetterextreme wie Dürren oder Überschwemmungen verursache, warnte die Naturschutzorganisation.

Anlässlich des EU-Gipfels im rumänischen Sibiu forderte der WWF von den Staats- und Regierungschefs den Beschluss eines umfassenden Nachhaltigkeitspakts, der nach der EU-Wahl verabschiedet wird. "Der Schutz unserer Lebensgrundlagen muss ganz oben auf der EU-Agenda stehen", verlangte Simons. "Der drohende Zusammenbruch unserer Ökosysteme muss endlich als das behandelt werden, was es ist: Ein akuter Notfall, der dringend Maßnahmen erfordert." Der WWF setzte sich dafür ein, dass die UNO-Ziele für nachhaltige Entwicklung (SDG) in den Mittelpunkt allen Handelns gestellt werden.