Außenministerin Karin Kneissl (FPÖ) hat auf die Aussagen von US-Botschafter Trevor Traina nach dem Hochzeitsbesuch des russischen Präsidenten Wladimir Putin reagiert. "Er selbst hat meine Hochzeit nie kritisiert, er hat klar kundgetan, als Brückenbauer muss man nach Osten und Westen schauen", sagte Kneissl am Freitag in Wien.

Da "haben wir einfach eine intensiviere Besuchsdiplomatie nach Osten, das ist ein Faktum". Das habe auch damit zu tun, dass es für "Besuchsdiplomatie" Einladungen brauche und diese angenommen werden müssen - "so wie wir sie auch ausgesprochen in der Vergangenheit haben", so Kneissl am Rande des informellen EU-Außenministertreffens in Wien.

Brücke braucht zwei Seiten

Der US-Botschafter Traina hatte nach der Teilnahme Putins an der Hochzeit Kneissls die Annäherung Österreichs an Moskau kritisiert: "Wenn jemand ein Brückenbauer sein will, dann muss er schon beide Seiten miteinander verbinden oder die Brücke ist nicht zu gebrauchen." Die USA würden verstehen, dass Österreich eine Beziehungen zu Russland habe und dies auch nie verhindern, meinte der US-Botschafter. "Aber man muss schon sehr vorsichtig sein, wenn eine Seite offensichtlich bevorzugt wird."

Kneissl tanzt

Eine "sehr, sehr angenehme Atmosphäre" hat nach Ansicht von Außenministerin Karin Kneissl (FPÖ) beim Abendessen mit ihren EU-Kollegen im Rahmen des informellen Treffens in Wien geherrscht. Sie hätte einige "Samba- und Bossa-Nova-Runden" mit ihrem britischen, griechischen, rumänischen und polnischen Amtskollegen gedreht, erzählte Kneissl am Freitag vor Journalisten.

Das sei ein Beispiel, dass "Diplomatie mehr sein kann, als sich wechselseitig Policy-Briefing-Notes um die Ohren zu hauen", so die Außenministerien, die bei diesem EU-Rat als Gastgeberin fungierte. Bei dem Treffen sei, so hätten es ihr auch einige Anwesende bestätigt, "einiges weitergegangen".

Die Pressekonferenz nach dem EU-Außenministerrat mit Karin Kneissl und EU-Außenbeauftragter Federica Mogherini stand im Zeichen der guten Stimmung bei dem informellen Ministerrat, bei dem ja keine Beschlüsse fallen. Außenministerin Karin Kneissl wurde insbesondere auch gefragt, wie denn der britische Außenminister tanzt. Sehr gut, so ihre Antwort, aber sie habe schon mit vielen Männern getanzt, und es mache politisch keinen Unterschied.

Ganz knapp Kneissls Antwort auf die Frage, welche Aussichten sie denn den Beitrittsverhandlungen mit der Türkei bescheinige: "Sie kennen unseren Koalitionsvertrag, und Herr Cavusoglu kennt ihn auch."

Sehr positiv beurteilten Kneissl und Mogherini hingegen die weitere Annäherung von Serbien und Kosovo sowie die Beziehungen zu den Westbalkan-Staaten. Intensiv wurde auch über ein Hilfspaket für Venezuela beraten.

Am Donnerstagabend hatte Bundespräsident Alexander Van der Bellen die EU-Außenminister sowie ihre Amtskollegen aus Südosteuropa zu einem Empfang in die Präsidentschaftskanzlei geladen. Von Mittwoch bis Freitag waren die EU-Verteidigungs- sowie Außenminister zu informellen Gesprächen im Rahmen des EU-Ratsvorsitzes in Wien.