Herr Magris, Ihr letztes, bisher leider nur auf Italienisch erschienenes Buch handelt von den Galionsfiguren, die einst die Buge der Schiffe zierten. Wollten Sie der Schwerkraft der Krisen entfliehen, die uns nach unten ziehen?
CLAUDIO MAGRIS: Ich hatte die Idee zum Buch schon vor Jahren, als ich an meinem Roman „Blindlings“ schrieb. Ab einem gewissen Punkt kam ich nicht weiter. Mein Irrtum war es, auf traditionelle Weise eine Geschichte erzählen zu wollen, die keineswegs traditionell war. Eines Tages war ich in Rotterdam. Ich weiß nicht mehr warum, aber ich besuchte das Meeresmuseum und sah dort plötzlich diese Galionsfiguren mit ihren weit aufgerissenen Augen. Frauen, die man am Schiffsbug anbrachte, damit sie als erste von den Wellen geohrfeigt würden. Das weckte mein Interesse. Ich habe dann begonnen herumzureisen, habe eine Reihe von Orten besucht, darunter sogar Friedhöfe von Galionsfiguren, allen voran den auf den Scilly-Inseln im Atlantik vor der Küste von Cornwall.