Bei der ersten Abstimmung in der Tory-Fraktion am Mittwoch setzten sich Ex-Finanzminister Rishi Sunak, Handels-Staatssekretärin Penny Mordaunt, Außenministerin Liz Truss, die Abgeordnete Kemi Badenoch, der Chef des Auswärtigen Ausschusses Tom Tugendhat und Chefjustiziarin Suella Braverman durch. Nicht über die Hürde von mindestens 30 Stimmen schafften es Ex-Gesundheitsminister Jeremy Hunt und Finanzminister Nadhim Zahawi.

Die nächste Abstimmung ist für Donnerstag geplant. Bei jeder weiteren Runde fliegt jeweils der Letztplatzierte raus. Die Abstimmungen in der konservativen Fraktion sollen in den kommenden Tagen so lange fortgesetzt werden, bis nur noch zwei Kandidaten übrig sind. Diese sollen sich dann einer Stichwahl der Parteimitglieder über den Sommer stellen. Ein Johnson-Nachfolger soll am 5. September gekürt werden.

Johnson war in der vergangenen Woche unter massivem Druck aus seiner Fraktion und dem Kabinett vom Amt des Parteichefs zurückgetreten. Der Premier hatte zuvor mit einem Skandal nach dem anderen zu kämpfen. Bis zur Wahl einer Nachfolgerin oder eines Nachfolgers will er aber noch im Amt bleiben.

Der Ton wird schärfer

Der Ton im Rennen um die Nachfolge Johnsons hatte am Mittwoch an Schärfe zugenommen. Zum Ziel von verbalen Angriffen wurde vor allem der als Favorit geltende Ex-Finanzminister Rishi Sunak. Kulturministerin Nadine Dorries bezichtigte sein Team "schmutziger Tricks", Sunak-Unterstützer hätten Jeremy Hunt Stimmen geliehen, um einen leicht zu schlagenden Kandidaten in die Endrunde zu bringen, so der Vorwurf.

Brexit-Staatssekretär Jacob Rees-Mogg griff Sunak ebenfalls an. Der Ex-Finanzminister habe "wirtschaftlich schädliche" Steuererhöhungen durchgesetzt, sagte Rees-Mogg dem Sender Sky News. Sunaks Steuerpolitik hatte er zuvor sogar mit Sozialismus - einem Schimpfwort unter britischen Konservativen - verglichen. Sowohl Dorries als auch Rees-Mogg gelten als treue Johnson-Anhänger. Beide sprachen sich für Außenministerin Liz Truss als dessen Nachfolgerin aus.

Liebling der Parteibasis

Mordaunt gilt als Liebling der Parteibasis. Wie eine Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Yougov am Mittwoch nahelegte, dürfte sie sich bei einer Stichwahl unter den Parteimitgliedern durchsetzen, sollte sie nicht vorher aus dem Rennen ausscheiden.

Johnson gab sich bei der wöchentlichen Fragestunde am Mittwoch unterdessen trotzig. "Es ist wahr, dass ich nicht zum Zeitpunkt meiner Wahl gehe", sagte Johnson. Er sei aber stolz auf die Teamarbeit und die Führung seiner Amtszeit und fügte hinzu: "Ich werde bald erhobenen Hauptes gehen." Hoffnungen, sein Abgang werde das Ende des Brexits einläuten, seien verfehlt, so der Premier weiter.

Johnson war in der vergangenen Woche unter massivem Druck aus seiner Fraktion und dem Kabinett vom Amt des Parteichefs zurückgetreten. Der Premier hatte zuvor schon Skandal an Skandal gereiht.