Dass jemand nachrecherchiert, ob Behauptungen der Regierung stimmen; dass jemand Korruption im Beamtenapparat aufzeigt; dass jemand Gewalt, Ungerechtigkeiten und Verbiegung des Rechts beim Namen nennt – all das passt Autokraten nicht ins Konzept. Das Nobel-Komitee hat heuer zwei Journalisten ausgezeichnet, die genau diese Ziele mit unerschütterlicher Entschlossenheit verfolgen: die philippinische Journalistin Maria Ressa (58) und ihren russischen Kollegen Dmitrij Muratow (60). Wie gefährlich ihre Aufgabe ist, wissen beide: Sechs Journalistinnen und Journalisten, die bei der von Muratow geführten „Nowaja Gazeta“ arbeiteten, kamen gewaltsam ums Leben. Die prominenteste davon Anna Politkowskaja, die im Oktober 2006 im Stiegenhaus vor ihrer Wohnung in Moskau erschossen wurde.