Die islamische Welt liegt Papst Franziskus besonders am Herzen. Nach seinen Besuchen in der Türkei, in Aserbaidschan, Ägypten, Jordanien und den Vereinigten Arabischen Emiraten fliegt das Oberhaupt der katholischen Kirche am heutigen Samstag für 24 Stunden nach Marokko. Gastgeber Cristóbal López Romero, der Erzbischof von Rabat, verspricht sich Rückhalt für die örtlichen Christen, darunter viele Migranten, „die durch Marokko kommen auf ihrer schwierigen Reise nach Europa“. Gleichzeitig dient die Reise dem christlich-muslimischen Dialog, einem der Kernanliegen des Pontifikates von Franziskus.

Bis zu 35.000 Christen leben in der alawidischen Monarchie, die Mehrzahl Katholiken, verteilt auf die zwei Diözesen: Rabat und Tanger. 99 Prozent der Marokkaner dagegen sind Muslime. König Mohammed VI. ist nicht nur Chef des Staates, sondern auch „Führer der Gläubigen“, also oberste islamische Autorität seines Landes, in der Welt des Islam ein Sonderfall.

Besuch in der Hassan-Moschee 

Nach dem Empfang im Königspalast besucht der Papst die Hassan-Moschee und das „Mohamed-VI.-Institut zur Ausbildung von Imamen“ in Rabat. Es gilt als Vorzeigeprojekt des Reformislams, mit dem die marokkanische Führung dem Treiben der saudi-arabischen Satellitenkanäle entgegentreten will.

Zum Abschluss des ersten Tages fährt der Papst zum Caritas-Zentrum von Rabat, das sich um die Migranten aus Sub-Sahara-Afrika kümmert. Mehr als 50.000 leben im Land. Am Sonntag besucht Franziskus im Rabat-Vorort Témara das von Ordensschwestern geleitete „Zentrum für ländliche Sozialdienste“. Am Nachmittag feiert er einen Open-Air-Gottesdienst im Moulay-Abdellah-Stadion, ehe er nach Rom zurückfliegt.

Ihren Glauben kann die kleine Schar der Christen in Marokko unbehelligt praktizieren. Brisant jedoch wird es, wenn Muslime zum Christentum konvertieren. Ihre Zahl wird auf 8000 geschätzt. Anders als in den arabischen Golfstaaten steht in Marokko der Wechsel der Religion nicht unter Strafe. Christen mit muslimischem Hintergrund werden aber oft von ihren Familien geächtet und in der Gesellschaft diskriminiert. Der staatlich gebilligte Druck auf Neu-Christen ist ein offener Konflikt zwischen katholischer Kirche und Regierung.