Kurz vor den Kongresswahlen in den USA hat der Fund verdächtiger Pakete mit möglichen Sprengsätzen an prominente Politiker für große Unruhe gesorgt. Ein Unbekannter hat mit dem parallelen Versand mehrerer mutmaßlicher Rohrbomben mindestens sechs prominente Kritiker von US-Präsident Donald Trump ins Visier genommen.

Neben Ex-Präsident Barack Obama, dessen früherer Außenministerin Hillary Clinton und dem ehemaligen CIA-Direktor John Brennan sollten auch Ex-Justizminister Eric Holder und die demokratische Abgeordnete Maxine Waters Sprengsätze erhalten. Das berichteten US-Medien am Mittwoch unter Berufung auf Strafverfolger.

Die Pakete ähnelten der Briefbombe, die am Montag im Zuhause des Milliardärs und Philantropen George Soros gefunden wurde, berichtete die "New York Times" unter Berufung auf die Polizei. Soros und und die fünf (ehemaligen) Politiker haben Trump für dessen Politik offen und teilweise heftig angegriffen.

Rohrbomben

Bei den Sprengsätzen handle es sich offensichtlich um einfache Rohrbomben, sagten FBI-Ermittler Bryan Paarmann und John Miller, Leiter der New Yorker Anti-Terror-Einheit.

Das Päckchen an Holder war einem NBC-Bericht zufolge falsch adressiert und landete stattdessen im Büro der demokratischen Abgeordneten Debbie Wasserman Schultz, dessen Adresse als Absender angegeben war. Das Päckchen an die Abgeordnete Waters wurde in einer Poststelle in Maryland abgefangen. Das an Brennan adressierte Päckchen wurde an den TV-Sender CNN geschickt, wo Brennan regelmäßig als Kommentator auftritt.

CNN-Sitz in New York evakuiert

Kurz darauf führte der Fund eines weiteren verdächtigen Pakets zur Räumung des sogenannten Time Warner Center in New York. CNN hat dort seinen New Yorker Sitz. Während einer laufenden Sendung des Fernsehsenders war ein Sicherheitsalarm im Studio von CNN zu hören. Wenig später wurde das Gebäude komplett evakuiert. Viele Republikaner in den USA sehen auch CNN auf der Seite der Demokraten.

Der Secret Service teilte am Mittwoch mit, ein an Clintons Wohnsitz außerhalb von New York adressiertes Paket sei bereits am Dienstagabend entdeckt worden. Am frühen Mittwochmorgen sei dann ein zweites verdächtiges Paket an Obama in Washington aufgetaucht. Beide Pakete seien bei Routine-Checks als mögliche Sprengsätze aufgefallen und sofort als solche behandelt worden. Sie seien vor der Auslieferung an Clinton und Obama erkannt worden. Die beiden hätten die Pakete nicht erhalten, sie seien nicht in Gefahr gewesen. Die Sendungen würden nun eingehend untersucht.

Weißes Haus verurteilt Akt

Die New Yorker Polizei bestätigte den Fund eines verdächtigen Pakets am Columbus Circle in Manhattan nahe dem Central Park, wo das Time Warner Center steht. Das Gebäude beherbergt unter anderem auch eine Shopping Mall, einen Jazz Club und einen Lebensmittelladen. Die Polizei rief bei Twitter dazu auf, die Gegend um das Gebäude zu meiden. Nähere Details wurden zunächst nicht bekannt.

Das Weiße Haus verurteilte die Vorfälle scharf. "Diese terrorisierenden Handlungen sind verachtenswert und jeder, der dafür verantwortlich ist, wird mit allen Möglichkeiten des Gesetzes zur Verantwortung gezogen", erklärte die Sprecherin von US-Präsident Donald Trump, Sarah Sanders, in Washington. Die US-Regierung verurteile die "versuchten gewaltsamen Attacken" auf Obama, Clinton und andere, betonte sie. Der Secret Service und andere Behörden untersuchten die Vorfälle genau und unternähmen alles Notwendige, um jeden zu schützen, der von "diesen Feiglingen" bedroht sei.

Die "New York Times" berichtete unter Berufung auf die Polizei, das an Clinton adressierte Paket weise Ähnlichkeiten zu der Briefbombe auf, die am Montag am US-Wohnsitz des Milliardärs und Philantropen George Soros gefunden worden war. Ein Angestellter hatte den Sprengsatz im Briefkasten von Soros' Anwesen in Bedford nördlich von New York entdeckt. Sprengstoffexperten hätten den Gegenstand dann explodieren lassen. In den USA hat Soros seit Jahren die Demokraten unterstützt.

Polizei bestätigt Inhalt der Pakete als Bombe

Das beim US-Sender CNN in New York abgefangene Päckchen war nach Angaben der Polizei eine Briefbombe. Es habe weißes Pulver und einen funktionsfähigen Sprengsatz enthalten, sagte ein Ermittler auf einer Pressekonferenz vor dem Time-Warner-Gebäude, in dem CNN seine Büros hat. Auch an das Büro des Gouverneurs von New York, Andrew Cuomo, wurde demnach eine Briefbombe geschickt. Er wäre nicht überrascht, wenn noch weitere Sprengsätze verschickt worden seien, sagte Cuomo auf der Pressekonferenz. Bürgermeister Bill de Blasio kündigte verschärfte Sicherheitsvorkehrungen in New York an.

Der New Yorker Gouverneur Andrew Cuomo sagte, auch an sein Büro sei ein verdächtiges Paket geschickt worden. Auch er sprach von einem terroristischen Akt. Die Gesellschaft dürfe sich dem nicht beugen. "Das ist nicht das erste Mal, das wir so etwas durchmachen", sagte er mit Blick auf frühere Anschläge in New York. "Wir weigern uns, uns einschüchtern zu lassen." Blasio sprach von einer "schmerzhaften Zeit für unsere Nation". Es liege "eine Menge Hass in der Luft".

Bürgermeister spricht auch von Terrorakt

Bürgermeister Bill de Blasio sprach ebenfalls von einem Terrorakt. Es sei eindeutig ein Terrorakt, der darauf abziele, die freie Presse und Politiker einzuschüchtern, sagte er auf einer Pressekonferenz in New York. Ziel einer solchen Aktion sei, die Gesellschaft zu terrorisieren. Blasio sprach von einem "sehr beunruhigenden Vorfall". Die Situation sei aber unter Kontrolle, es sei zum jetzigen Zeitpunkt keine konkrete Gefahr für weitere Ziele in New York bekannt. Dennoch sei die Polizeipräsenz in der Stadt erhöht.

Clinton dankt dem Secret Service

Hillary Clinton würdigte die Arbeit der Sicherheitsbehörden. Es gehe ihrer Familie und ihr dank der Männer und Frauen des Secret Service gut, die das Paket abgefangen hätten, sagte Clinton am Mittwoch bei einem Auftritt in Miami. Sie sei der Behörde jeden Tag für ihre Arbeit dankbar. Es sei eine "beunruhigende Zeit", fügte sie hinzu. "Es ist eine Zeit tiefer Spaltung, und wir müssen alles in unserer Macht stehende tun, um unser Land zusammenzubringen."