In der heutigen Zeit würde die Gefahr durch Atomwaffen von anderen Themen überlagert, obwohl "das Gefahrenpotenzial um vieles größer ist als die Gefahrenpotenziale in Zusammenhang mit Cyberterrorismus, Terrorismus und der Migrationsbewegung", warnt Rotkreuz-Generalsekretär Werner Kerschbaum im APA-Interview.

Das Rote Kreuz (RK) fordert anlässlich des Jahrestages des Einschlags der US-Atombombe "Little Boy" im Sommer 1945 neuerlich nukleare Abrüstung: "Wir als Rotes Kreuz fordern Ächtung, Verbot des Einsatzes und Vernichtung von Atomwaffen", so Kerschbaum. Er hofft darauf, dass die Generalversammlung der Vereinten Nationen im September "Bewegung in die Sache bringt." Man wisse von sehr vielen Pannen und es sei ein Wunder, dass noch nie zuvor etwas passiert ist.

Der Generalsekretär des Österreichischen Roten Kreuz sagte weiter, dies seien Dinge "die uns als humanitäre Kraft betroffen machen." Man engagiere sich vor allem aus drei Gründen in diesem Bereich. Das Rote Kreuz habe einerseits den Grundsatz der Humanität und Menschlichkeit. Dies bedeute, Not und Leiden zu lindern, Leben und Gesundheit zu schützen und der Würde des Menschen Achtung zu verschaffen. Man fungiere zudem als Hüter und Weiterentwickler des humanitären Völkerrechts.

Als letzten Grund nannte Kerschbaum, dass die humanitären Konsequenzen eines Atomwaffeneinsatzes nicht zu bewältigen seien. Durch die durch Druck, Hitze und Strahlung verursachten Schäden, wie eine zerstörte Hilfsinfrastruktur sowie Gesundheitsstruktur, könne man kaum mit einem Atomangriff umgehen. Ärzte und Krankenschwestern seien selbst Opfer, Hilfe von außerhalb könne durch das hohe Maß an Strahlung nicht in die am stärksten betroffenen Gebiete gelangen.

Das Österreichische Rote Kreuz arbeitet nach angaben des RK-Generalsekretärs "vorbildlich mit der österreichischen Bundesregierung zusammen." Bei den Konferenzen in Wien und Mexiko sei man gemeinsam mit der Regierung als eine Delegation aufgetreten und sei "von vielen anderen Ländern sehr bewundert" worden.

Völkerrechtlich ist der Einsatz von Atomwaffen laut Kerschbaum aus zwei Gründen zu verurteilen. Einerseits aufgrund der Tatsache, dass die Waffen nicht diskriminierend seien, was bedeute, dass sie nicht zwischen Zivilisten und Soldaten unterscheiden. In Hiroshima seien während des zweiten Weltkriegs besonders viele Zivilisten umgekommen, darunter koreanische und chinesische Zwangsarbeiter.

Zu bedenken seien aber auch die klimatischen Veränderungen durch den Abwurf einer Atombombe. Sie könnten gegebenenfalls mehr Menschen das Leben kosten, als der Einschlag der Bombe an sich. Eine rechtskräftige Vereinbarung könnte eine Ächtung der Atomkraft einleiten, so Kerschbaum. "Ich würde einen politischen Führer, der atomwaffenführenden Staaten bewundern, der aufstehen und den ersten Schritt machen würde." Südafrika beispielsweise habe freiwillig auf Atomwaffen verzichtet.