"Die AfD ist der Profiteur der Krise der politischen Repräsentation." Das sagte Freitagabend der Düsseldorfer Sozialwissenschaftler Alexander Häusler in der SPD-nahen Friedrich Ebert-Stiftung in Leipzig. Häusler hatte dort sein soeben erschienenes Buch "Die rechten ,Mut`-Bürger" vorgestellt, in dem er sich mit der Protestpartei AfD (Alternative für Deutschland) beschäftigt.

Für Häusler hat die AfD "deutlich rechtspopulistische Merkmale". Dieser Rechtspopulismus habe seinen Ursprung im Skandinavien der 70er-Jahre, wo er mit wirtschaftsliberalen Thesen gegen das Wohlfahrtsstaatsmodell aufgetreten sei. In den 80er-Jahren habe er sich zum Sozialpopulismus gewandelt, sagte Häusler und führte das Beispiel der FPÖ in Österreich an: "Sie war erst deutlich wirtschaftsliberal, aber unter Haider und besonders unter Strache, der sagt, wir sind die legitimen Erben der Sozialdemokraten, fischt sie mit populistischen und deutlich fremdenfeindlichen Parolen in linken Milieus."

Ulrich Wlecke als Verbindungsglied

Noch eine andere Verbindung zwischen den beiden Parteien zeigte Alexander Häusler auf: Gründer des AfD-Mittelstandsforums sei der Ex-Republikaner und FPÖ-Berater Ulrich Wlecke. Als Vorläufer der AfD sieht Häusler den Bund freier Bürger aus den 90er-Jahren, dessen Gründer damals gemeinsam mit Jörg Haider "durch die deutschen Lande getingelt" sei, um "ein deutsches Pendant zur FPÖ" aufzubauen.

Die AfD selbst sei derzeit "eine reine Neinsager-Partei". "Die Probe, ob sie politisch handlungsfähig ist, steht noch aus", so Häusler. Sie setze das "Wir" den "anderen" gegenüber: Allerdings nicht nur horizontal gegenüber den traditionellen Parteien, sondern auch vertikal, nach unten ("Sozialschmarotzer") und oben, als Partei der kleinen Leute.

Drei Milieus

Die AfD bediene drei verschiedene Milieus: Wirtschaftsliberale, Konservative und Rechtspopulisten. "Das ist Fluch und Segen für die Partei", sagte der deutsche Sozialwissenschaftler. Denn es gebe Themen, bei denen sie nicht entscheidungsfähig sei und die Entscheidung vor sich her schiebe, weil sie mit der Befriedigung eines Milieus die beiden anderen verprellen würde. Und so setze sie in erster Linie den bewusst gewählten Status als politischer Außenseiter ein, stelle "Sachverstand" gegen die Politik alten Schlages und "Wahrheit" gegen die "Lüge" im politisch-medialen Betrieb.

Häuslers Einschätzung: "Die AfD wurde nicht aufgrund, sondern trotz ihres inneren Zustands gewählt." Ausgangspunkt ihres Erfolges seien die Eurokrise und die Popularität der Thesen des Ex-SPD-Politikers Thilo Sarrazin gewesen. Die Schnittmenge zu den Pegida-Bewegungen mit ihren Straßendemonstrationen würde sich nicht nur auf inhaltliche Übereinstimmungen beschränken, sondern bestehe auch in Personen, die in beiden Organisationen Funktionen ausübten, sagte Alexander Häusler.