Nach und nach schritten die Staatsgäste die Treppen zum königlichen Palast Huis ten Bosch im Den Haager Stadtwald hinauf, ein glanzvoller Auftakt des Nato-Gipfels. Der Star des Abends kam natürlich, wie es sich gehört, als Letzter. Dafür durfte US-Präsident Donald Trump aber auch am längsten bleiben. Trump übernachtete im Palast und frühstückte auch mit dem Königspaar Willem-Alexander und Máxima. Schon beim Dinner – es gab gegrillten Thunfisch mit Gemüse und Zwiebelring, Kalbsfilet an Spargel und Pommes Paolo, danach Schokoladen-Törtchen mit Tonkabohnen und Vanillecreme – fühlte er sich in der goldglänzenden Umgebung sichtlich wohl. Er habe bestens geschlafen, gab Trump in der Früh gut gelaunt bekannt; die Gastgeber und Gipfelteilnehmer zeigten sich erfreut.
Der Abendempfang bot Gelegenheit für ein außergewöhnliches Fotodokument. Im Gegensatz zur Kerndebatte des Gipfels, bei der am Mittwoch das Fünf-Prozent-Ziel bis 2035 auch formell per Schlusserklärung unter Dach und Fach gebracht wurde, war zum Dinner auch der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj geladen. Dieser kam im schwarzen Anzug (mit schwarzem Hemd ohne Krawatte) und hatte selbstverständlich auch Platz an der Seite von EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen beim Gruppenfoto. Ein aussagekräftiges Bild mit einem strahlenden Königspaar in der Mitte, das auch in der Öffentlichkeit rasch viel eher als „Nato-Gipfelfoto“ wahrgenommen wurde, als das nüchterne offizielle Gruppenbild.
Trump zeigte auch emotionale Züge
Obwohl die USA zunehmend auf der Bremse stehen, fand Nato-Generalsekretär und Hausherr Mark Rutte klare Worte: Er nannte den russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine beim Namen und sicherte der Ukraine weiterhin Unterstützung zu. Nach dem missglückten Versuch beim G-7-Gipfel gab es am Mittwoch dann tatsächlich die Gelegenheit für ein Gespräch zwischen Trump und Selenskyj, allerdings hatten die USA schon davor festgestellt, dass sie derzeit keine weiteren Sanktionen gegen Russland im Sinn haben. Im Gegenzug sprachen sich der deutsche Kanzler Friedrich Merz und seine Amtskollegen Emmanuel Macron (Frankreich) und Keir Starmer (UK) für weitere Sanktionen aus. In der Nato-Schlusserklärung heißt es eher vage, „Die Verbündeten bekräftigen ihre dauerhaften einzelstaatlichen Zusagen zur Unterstützung der Ukraine, deren Sicherheit zu unserer Sicherheit beiträgt“.
Bei einer Begegnung mit Journalisten wurde Donald Trump, der von Verteidigungsminister Pete Hegseth und Außenminister Marco Rubio begleitet wurde, fast ausschließlich über den geleakten Iran-Bericht befragt, laut dem die Zerstörung der Atomanlagen bei weitem nicht so umfassend war, wie behauptet. Alle drei blieben bei der Feststellung, alles sei zerstört, das Programm auf Jahrzehnte zurückgeworfen. Oder, um es mit Trumps Worten zu sagen: „Zwei Iraner sind hinuntergestiegen um nachzuschauen, sie haben gesagt: alles weg.“ Trump brachte in Bezug auf die beiden Länder neuerlich den Vergleich mit „zwei Kindern, die streiten“, Rutte verstieg sich daraufhin zum Satz: „Da muss Daddy streng sein.“
Doch Trump, der Entertainer, zeigte in seiner Pressekonferenz auch emotionale Züge. Befragt nach seinem Gespräch mit Selenskyj, hob er die Tapferkeit und den ungebrochenen Willen der Ukrainer hervor. Eine ukrainische Journalistin, deren Mann Soldat ist, fragte ihn direkt, warum die USA keine Patriot-Raketen verkaufen. „Wir brauchen sie selber, Israel braucht sie, das ist nicht einfach.“ Und dann, nach leichtem Zögern: „Ich werde mir das anschauen.“