Dass die Welt eine andere geworden ist, ist spätestens seit der Münchner Sicherheitskonferenz klar. Für die USA spielt Europa künftig nur noch eine untergeordnete Rolle, die transatlantischen Beziehungen, die die europäische Sicherheitsarchitektur seit Jahrzehnten bestimmt haben, sind so schwer beschädigt, dass sie sich selbst mittelfristig nicht mehr kitten lassen.
Die nun bevorstehende Scheidung dürfte durchaus schmutzig werden, gleichzeitig muss Europa rasch lernen, auf eigenen Beinen zu stehen. Umso mehr braucht es jetzt Länder, die nun vorangehen.
Für Deutschland, das am Sonntag wählt, bedeutet das, dass es jetzt stark sein muss. Das wirtschaftlich wichtigste Land Europas muss auch in sicherheitspolitischen Fragen zu einem Führungsspieler werden, der antreibt und integriert. Für Teile der politischen Elite Deutschlands, die auf Grund der Geschichte des Landes immer für Zurückhaltung plädiert hat, wird das vielleicht schwierig werden, doch tatsächlich gibt es kaum eine Alternative. Wenn Deutschland sich jedem verteidigungspolitischen Führungsanspruch verweigert, bleibt ein unsicheres und verzwergtes Europa übrig.