In den vergangenen Monaten sind sie zum Herzstück der Pandemie-Bekämpfung geworden –und nun sogar zum Ticket in die Normalität: Hunderttausende Covid-Tests – die schnellen Antigen- und die präzisen PCR-Tests – werden in Österreich jeden Tag genommen. Mit der „3G-Regel“ für den Besuch von Restaurants, Hotel und Veranstaltungen ist ihre Popularität zuletzt noch einmal gestiegen.

Versuchsballons für Rückbau der Test-Infrastruktur

Was angesichts dieser Zahlen ein wenig untergeht: Die Massentests haben ein Ablaufdatum. Noch ist die Debatte darüber leise – aber mit der Zahl der Geimpften wird die Notwendigkeit der Testungen schwinden, so die Annahme. Noch sind die Rufe nach einem Rückbau der Testkapazitäten leise – einen Versuchsballon ließ zuletzt Vorarlbergs Landeshauptmann Markus Wallner (ÖVP) steigen, als er ankündigte, das Testangebot schrittweise zurückzubauen. Gesundheitsminister Wolfgang Mücksteinkalmierte umgehend: Solange nicht alle impfwilligen Personen an der Reihe waren, werde sich wenig am Testregime ändern.

Was die Debatte schwierig macht: Die massenweisen Tests kosten zwar den Getesteten im Moment nichts, aber natürlich muss der Steuerzahler für die Tests-Sets, für Infrastruktur und Personal aufkommen.

Rein der Anzahl der Tests nach liegt die Republik an der Weltspitze. Nur das kleine Zypern macht dem Oxforder Datenatlas „Our World in Data“ zufolge mehr Tests pro Einwohner als Österreich – eine Errungenschaft, auf die die Politik sich immer wieder stolz zeigt.

Was kostet das ganze? "Noch nicht zu beantworten"

Auf wie viel sich die Test-Weltmeisterschaft Österreichs summiert, weiß bisher aber niemand so genau. „Derzeit ist die Anfrage noch nicht im Detail beantwortbar“, heißt es aus dem Gesundheitsministerium.

Die Organisation der Massentests liege bei den Ländern, und die hätten bisher nur vereinzelt Abrechnungen abgegeben – der Bund trage aber fix die Kosten für behördliche Tests und Screeningprogramme. Erst mit Ende des Quartals „sollte hier ein Überblick möglich sein“. Klar sei bisher nur, für die Beschaffung der Antigentests zur Selbstanwendung, die sich Erwachsene gratis in der Apotheke abholen können, wurden bis Anfang Mai 2021 82,7 Mio. ausbezahlt. Weitere Sonderbudgets Dutzender Millionen Euro gibt es für Schul- und Betriebstests in anderen Ministerien.

Länder wollen mehr Geld vom Bund

Auch in den Ländern hält man sich mit Kostenschätzungen zurück: Klar sei, dass die ursprünglich bis Ende Mai veranschlagten 12,5 Millionen Euro keinesfalls ausreichen würden, sagt der steirische Katastrophenschutzreferent Harald Eitner. Landeshauptmann Hermann Schützenhöfer (ÖVP), derzeit Vorsitzender der Landeshauptleute-Konferenz, drängt auf weitere Gespräche mit dem Bund: man habe noch nicht einmal alle vom Bund zugesicherten Zahlungen für das Testangebot erhalten. „Gemeinsam erwarten wir die Rückerstattung der Kosten rund um die Pandemiebewältigung durch den Bund“, betont Schützenhöfer.

Auch Kärnten plant derzeit keine Reduktion seiner Testkapazitäten, sagt Andreas Schäfermeier, Sprecher von Landeshauptmann Peter Kaiser: „Das Testangebot jetzt zurückzufahren, wäre ein unverantwortliches Spiel mit dem Feuer.“ Das flächendeckende Angebot an kostenlosen Coronatests müsse bis zu einer hohen Durchimpfungsrate gewährleistet sein – wobei die Kosten dafür vom Bund zu übernehmen seien, so die Forderung aus Kärnten.

1,4 Milliarden für Beschaffung freigegeben

Wieviel das am Ende sein wird, wollen weder Ministerien noch Länder abschätzen. Eine erste Annäherung kommt von der Opposition: Die Neos haben die öffentlichen Ausschreibungen für Antigentests zusammengetragen – und kommen auf rund 1,4 Milliarden Euro, die bisher für den Kauf von Tests genehmigt worden sind. (Ein Richtwert, aber erstens sind das zum Teil Rahmenverträge, die vielleicht nicht voll ausgeschöpft sind – und andererseits sind viele Tests wie das Wiener „alles gurgelt“-Programm gar nicht ausgeschrieben worden.)

Unzufriedenstellend findet das Neos-Gesundheitssprecher Gerald Loacker: „Die Länder schaffen an, der Bund zahlt. Mit dieser Konstruktion ist garantiert, dass zu großzügig Steuergeld ausgegeben wird“. Wenn alle, die sich impfen lassen wollten, einen Termin bekommen haben und dieser drei Wochen zurück liegt, müsse es „mit dem Gratistesten auch wieder einmal vorbei sein.“