Die Meldungen von rassistischen Äußerungen im Internet haben sich im Vergleich zum Jahr 2019 verdoppelt. Das geht aus dem aktuellen Bericht der Beratungsstelle für Zivilcourage und Anti-Rassismus-Arbeit (ZARA) hervor. 

2.148 Fälle von Rassismus dokumentierte ZARA im Jahr 2020. Zurückzuführen sei unter anderem auf die die Corona-bedingte Verlagerung des Lebens in die Online-Welt. Das Melden von Online-Rassismus sei mittlerweile auch relativ unkompliziert. Ein Screenshot inklusive Zeitangabe und eine genaue Quelle sind ausreichend.

Für ZARA-Geschäftsführerein Caroline Kerschbaumer belegen die Zahlen nicht unbedingt einen Anstieg an Rassismus im Land. Sie sieht noch einen weiteren Grund für den größer werdende Zahl an gemeldeten Fällen: “Im Jahr 2020 waren die Themen Rassismus und Hass im Netz in den klassischen und sozialen Medien sehr präsent. Das schafft Bewusstsein und bewirkt, dass wir mehr hinschauen, mehr zuhören, uns einmischen, und auch: mehr melden. Indem wir Rassismus sichtbar machen, machen wir ihn auch bekämpfbarer.” Die Beratungsstelle ist auch zuversichtlich, dass sich durch das neue Gesetzespaket gegen Hass im Netz zukünftig mehr Betroffene rechtlich wehren können.

© ZARA

Insgesamt wurden im Vorjahr 3.039 Fälle von Rassismus wahrgenommen und an ZARA gemeldet. Das sind 1.089 Meldungen mehr als im Vorjahr. Ein Viertel der gesamten Meldungen ist Rassismus, der sich explizit aufgrund der Hautfarbe gegen Schwarze Menschen und People of Colour richtet. In der Arbeitswelt und beim Zugang zu Gütern & Dienstleistungen ist es sogar ein Drittel der Meldungen.

"Österreich braucht Aktionsplan gegen Rassismus"

„In einer Zeit, in der sich das Leben fast ausschließlich zwischen engster Wohnumgebung und Arbeit abspielt, ist das besonders untragbar und zeigt einmal mehr, dass Maßnahmen gegen Rassismus gerade in Krisenzeiten nicht aufgeschoben werden dürfen“, betont Dilber Dikme, Leiterin der ZARA-Beratungsstellen.

Auch Barbara Liegl, Geschäftsführerin von ZARA fordert gezielte Maßnahmen ein: „2020 wurden einige politische Entscheidungen getroffen, die spalten, statt zusammenzuführen – etwa die Art und Weise wie die Operation Luxor durchgeführt wurde. Viele als muslimisch gelesene Menschen haben in diesem Zusammenhang kommuniziert, dass sie Angst haben, auf die Straße zu gehen. Österreich braucht dringend den angekündigten Aktionsplan gegen Rassismus – und dieser muss alle Formen von Rassismus gleichermaßen bekämpfen!“

Neben der Beratung und Dokumentation der Fälle, haben Beraterinnen und Berater von ZARA im Vorjahr 1.298 rechtliche und nicht-rechtliche Maßnahmen gesetzt. Darunter fallen Anzeigen, Beschwerden, Interventionsschreiben und Aufforderungen zur Entfernung rassistischer Inhalte auf Plattformen.