Das Bundesheer bekommt die lang ersehnte Modernisierung seiner Hubschrauber-Flotte. Nach wochenlangem harten Ringen mit dem bei der ÖVP angesiedelten Finanzministerium konnte Verteidigungsminister Mario Kunasek (FPÖ) mit einem "Katastrophenschutz-Paket" in den Sommer-Ministerrat gehen. Dort wurde unter anderem die Beschaffung von drei zusätzlichen "Black Hawk"-Transporthubschraubern (gebraucht) sowie zwölf leichten Mehrzweck-Hubschraubern (neu) beschlossen.

Die neuen Mehrzweck-Hubschrauber sollen die bis spätestens 2023 ausgemusterten Alouette III ersetzen. 21 dieser teilweise mehr als 50 Jahre alten Hubschrauber sind derzeit noch im Betrieb, der Großteil davon ist in Aigen im Ennstal stationiert. Welches Muster dem hochgebirtstauglichen Helikopter nachfolgen wird, ist noch nicht fixiert. Eine Ausschreibung für das neue Modell wird schon demnächst erwartet. Als aussichtsreicher Kandidat wurde zuletzt oft der H-145M aus dem Hause Airbus genannt.

Staffel komplett

Darüber hinaus kommen zu den bestehenden neun Stück S-70 "Black Hawk" Transporthubschraubern des Bundesheeres drei gebrauchte Exemplare dazu. Noch ist unklar, woher diese bezogen werden. Mit insgesamt zwölf Helikoptern wird die in Langenlebarn (NÖ) angesiedelte Black-Hawk-Staffel endlich seine lange geforderte Normstruktur erreichen, die Transportkapazität des Bundesheeres in der Luft wird damit enorm erhöht. Die Kosten dürften sich bei rund 60 Millionen Euro bewegen.

Verteidigungsminister Mario Kunasek (FPÖ) legt sein erstes Investitionspaket vor
Verteidigungsminister Mario Kunasek (FPÖ) legt sein erstes Investitionspaket vor © BMLV/Pusch

Für die Pilotenausbildung - dem Bundesheer fehlt der fliegerische Nachwuchs - ist zudem die Anschaffung von sechs Schulungshubschraubern geplant. Auch hier ist der Typ noch nicht bekannt.

Auch in die Mobilität der Truppe am Boden wird investiert, wenn auch im weit geringeren Ausmaß. Für 65 geländegängige Lkw, 20 davon mit Hakenladeystem, sowie 50 Funktionsfahrzeuge sind in den nächsten Jahren 30 Millionen Euro vorgesehen. Damit könne man zwar nicht den gesamten Investitionsstau, aber zumindest die Spitze abdecken, heißt es aus dem Verteidigungsministerium.

Ausgeschildert wird das Sonderinvestitionspaket offiziell mit "Katastrophenschutz", die Bundesegierung wolle damit auf das zuletzt gehäufte Auftreten von Naturkatastrophen in Österreich reagieren. Die Beschaffung der neuen Hubschrauber wird aber auch mit dem "Freizeitverhalten der Bevölkerung" argumentiert, da das Bundesheer auch immer wieder für Rettungs- und Bergeaktionen im Gebirge angefordert wird.

Keine Zahlen genannt

Verteidigungsminister Mario Kunasek sprach vor dem Ministerrat von einem "Jubeltag" und einer "großen, großen Investition". Wie hoch diese genau ausfällt, wollte der Ressortchef aber auf mehrmalige Nachfrage nicht sagen. Auch Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP) antwortete im Pressefoyer nur ausweichend auf entsprechende Fragen.

Nach APA-Informationen dürfte es um gut 400 Millionen Euro Sonderbudget gehen, Kunasek selbst hatte in der Vergangenheit von um die 300 Millionen Euro gesprochen. Bestätigen wollte er diese Zahlen nicht. "Das würde unsere Verhandlungsposition nicht unbedingt stärken", argumentierte er. "Ich möchte mich hier nicht festmachen lassen." Die Nachfrage, ob der Steuerzahler nicht wissen wolle, wie hoch die "große, große Investition" nun tatsächlich sei, beantwortete er nicht.