Das Grüne-Gesundheits- und Sozialministerium hat eine äußerst brisante Personalentscheidung getroffen: Ex-Sektionschef Clemens Martin Auer wurde als Konsulent reaktiviert. "Aufgrund seiner langjährigen Expertise wird er maximal bis Ende 2023 als Konsulent zur Verfügung stehen, er wirkt beratend für die Führungskräfte des Ressorts und hat keinerlei Mandate für die Vertretung nach außen", erklärt man im Büro von Minister Johannes Rauch. Die Verpflichtung wird in der Politik große Wellen schlagen, denn Auer, als langjähriger Sektionschef immer wieder als "heimlicher Gesundheitsminister" tituliert, hat in den Pandemie-Jahren für große Schlagzeilen gesorgt – und war mit Türkis und auch mit "seinem" Grünen-Minister Rudolf Anschober im Clinch gelegen. Und hatte sich in den Bundesländern aufgrund der fehlenden Impfstoffe nicht nur Freunde gemacht.

Ex-Kanzler Sebastian Kurz (ÖVP) hatte Auer, der als Impfkoordinator die Impfstoffeinkäufe auch auf EU-Ebene mitverantwortete, zur Rechenschaft gezogen, weil Millionen versprochener Impfdosen fehlten. Im Hintergrund wurde die sofortige Ablöse Auers gefordert. Was kurios war, weil Auer der ÖVP nahe stand – aber unter Türkis-Blau seinen Posten als Sektionschef verloren hatte, ehe ihn Anschober als Impfkoordinator einsetzte. Auch Anschober ging aufgrund der Impfstoffmalaise später auf Distanz zu Auer.

Clemens Martin Auer
Clemens Martin Auer © Robert Jäger

Dass Auer jetzt aus der Pension reaktiviert wird, hat viel mit dem Abgang von Know-how-Trägern und verfehlter Personalpolitik zu tun. Unter Anschober wurde zum Beispiel die meinungsstarke Sektionschefin Silvia Türk weggelobt. Sie hatte im Gesundheitsbereich viel Anerkennung gewonnen. Auf der anderen Seite holte er die ehemalige Grünen-Sprecherin Madeleine Petrovic in den Tierschutz – sie trat später bei einer Coronademo auf.

Pikant an der Personalie Auer ist, dass er für die bevorstehenden 15a-Verhandlungen, also die Ausgleichszahlungen zwischen Bund und Ländern, aufgrund seines Wissens eingesetzt werden könnte – ausgerechnet dort, wo in der Pandemie viel zerbrochenes Porzellan liegen geblieben ist. Man brauche Auer, so heißt es im Ministerium, aber dringend.