Forscherinnen und Forscher haben bei einer Studie im Auftrag der Bewegung "Enkeltaugliches Österreich" gleich 67 Pestizide in verschiedenen Konzentrationen in der Luft in Ostösterreich gemessen. "Uns hat überrascht, wie weit sich Pestizide in der Luft verbreiten", sagte einer der Studienautoren, Johann Zaller von der Universität für Bodenkultur Wien (Boku), in einer Pressekonferenz am Montag.

Monatelang in Luftfilter gesammelt

Die Idee hinter der Studie, an der Wissenschaftler der Boku, der Medizinischen Universität Wien und aus Deutschland beteiligt waren, war im Grunde einfach. "Wir haben in verschiedenen Regionen in Ostösterreich Luftfilter aufgestellt, nach mehreren Monaten eingesammelt und auf Pestizide analysiert. Die gefundenen Chemikalien haben wir dann hinsichtlich ihrer Nebenwirkungen auf die Umwelt und den Menschen bewertet", erklärte Zaller.

Dabei stießen die Forschenden gleich auf 67 Pestizide. "Die Anzahl und Konzentrationen der gefundenen Pestizide waren abhängig von der landwirtschaftlichen Bewirtschaftung in der Umgebung. Aber auch höhere Temperaturen förderten deren Verbreitung. Aus Umweltsicht ist das problematisch, weil viele der gefundenen Stoffe giftig für Bienen, Regenwürmer oder Vögel waren", so Zaller.

Pestizide auch in Nationalparks

Zwei der Filter standen in Nationalparks – und sogar dort wurden zehn beziehungsweise sogar 33 Pestizide gefunden. "Die Funde in Nationalparks sind insofern brisant, als Nationalparks ja zum Schutz besonders gefährdeter Pflanzen und Tiere da sind", sagte Zaller.

Bewertet man die gefundenen Pestizide nach ihren offiziell bekannten Nebenwirkungen, dann war etwa die Hälfte der gefundenen Pestizide schädlich für die menschliche Gesundheit. Sie können demnach neben Reizungen von Schleimhaut und Haut u. a. das Hormonsystem stören mit negativen Folgen für die Fortpflanzungsfähigkeit. Nicht zuletzt hat fast ein Viertel der detektierten Substanzen ein krebserregendes Potenzial. "Zwar sind die Konzentrationen der Pestizide in der Luft oft sehr gering, aber selbst kleinste Mengen bergen ein Gesundheitsrisiko und können über lange Zeit Wohlbefinden und Gesundheit beeinträchtigen", so Hans-Peter Hutter, Abteilung für Umwelthygiene und Umweltmedizin der Medizinischen Universität Wien und Studienautor.

Die Studienautoren gaben zu bedenken, dass die Verbreitung von Pestiziden in der Luft und deren gesundheitliche Schäden bei der Zulassung der Pestizide zu wenig Beachtung finden. "Unsere Studie zeigt eindeutig, dass Pestizide nicht am Ausbringungsort verbleiben, sondern breitflächig verdriftet werden und Schäden in der Umwelt und bei Menschen verursachen können. Nur ein Umstieg auf 100 Prozent Bio-Landwirtschaft kann dem entgegenwirken", waren sich Zaller und Hutter einig.