Im Raum Neunkirchen haben sich in der Nacht auf Dienstag mehrere kräftige Erdbeben ereignet. Nach Angaben des Erdbebendiensts der Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik (ZAMG) wurde das stärkste um 00.57 Uhr mit einer Magnitude von 4,4 gemessen. Leichte Schäden an Gebäuden wurden gemeldet. Die Erschütterungen waren bis nach Wien, Hollabrunn, ins Burgenland und nach Salzburg zu spüren und rissen viele aus dem Schlaf. Erst Ende März und Anfang April war der Ort von Beben heimgesucht worden.

Das Erdbeben damals war nach Angaben der Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik (ZAMG) das stärkste in den vergangenen 20 Jahren im Wiener Becken gewesen. Die Magnitude wurde letztlich mit 4,6 angegeben. Dass es keine Schäden gegeben habe, sei "der Herdtiefe zu verdanken", sagte ein Seismologe.

Diesmal Schäden im Epizentrum

"Es wurden erwartungsgemäß einige leichte Schäden im Epizentrum gemeldet, etwa feine Haarrisse im Verputz", berichtete Seismologe Anton Vogelmann von der ZAMG im Gespräch mit der APA. "Bisher sind an die 10.000 Wahrnehmungsmeldungen aus der Bevölkerung eingegangen", sagte der Experte. Viele berichteten demnach über die App "QuakeWatch Austria" von den nächtlichen Erschütterungen, die deutlich verspürt wurden. Auf das Erdbeben der Stärke 4,4 um 0.57 Uhr folgten bis 7.16 Uhr 20 Nachbeben in der Region Neunkirchen und Wiener Neustadt mit Magnituden von 1,5 bis 2,9.

Die Feuerwehr verzeichnete keine Einsätze aufgrund der Erdstöße, teilte Franz Resperger vom niederösterreichischen Landeskommando auf Anfrage mit. In der Neunkirchner Bezirksalarmzentrale wurden keine Schäden gemeldet, hieß es. Drei Feuerwehren waren gerade bei einem Brandeinsatz in der benachbarten Steiermark im Einsatz, berichtete Bezirkskommandant Josef Huber. Im Freien habe man dort die Erschütterungen kaum bemerkt. Einige Mitglieder kehrten allerdings während des Erdbebens kurz vor 1.00 Uhr gerade ins Feuerwehrhaus zurück, so Huber: "Die Kameraden haben berichtet, dass auf einmal das ganze Gebäude zu wackeln begonnen hat."

Mit weiteren Nachbeben muss laut Vogelmann gerechnet werden. Darunter können auch erneut spürbare Erschütterungen sein. "Eine Nachbebentätigkeit von zwei bis drei Wochen ist zu erwarten", sagte der Experte von 1,5 bis 3,2.

Anzahl der Erdbeben nicht ungewöhnlich

Auch wenn sich manche Österreicher in verschiedenen sozialen Netzen Sorgen wegen der "Häufung" von Erdbeben im Wiener Becken machen, die Anzahl sei nicht ungewöhnlich, beruhigte ZAMG-Seismologe Anton Vogelmann am Montag: "Das ist im Rahmen."

Der Erdstoß in der Nacht auf Montag sei ein Folgebeben vom 30. März gewesen und ein solches kommt in dieser Intensität im langjährigen Durchschnitt (100 Jahre) in Niederösterreich etwa alle zwölf und in ganz Österreich alle drei Jahre vor. Das stärkere Beben von Ende März kommt in Niederösterreich alle 15 bis 20 Jahre vor. Hier gebe es aber große Schwankungen und Abweichungen - in der Geologie gehe es schließlich um Millionen Jahre.

Verantwortlich für die Beben ist der Umstand, dass es sich beim Wiener Becken um ein "Zerrungsbecken" handelt. Laut Vogelmann ist der westliche Teil stabil, während der östliche in Richtung Nordosten geschoben wird. Die Erdkruste wird dadurch gestreckt und immer dünner und sinkt langsam ab. In zehn Kilometern Tiefe kommt es dann zu Brüchen, durch die Spannung abgebaut wird - die Erde bebt. Die Absenkung beträgt gerade einmal ein paar Millimeter in 100 Jahren, dennoch haben sich in den hunderten Millionen Jahren Sedimente mit einer Höhe von 3.000 Metern im Wiener Becken eingelagert.

Diese Bewegung im Wiener Becken ist übrigens in Relation zu unserem Kontinent zu sehen. "Ganz Europa bewegt sich nämlich in Richtung Süden auf Afrika zu", erläuterte der Seismologe.