"Neue Zürcher Zeitung":

"Lassen sich solche Anschläge denn gar nicht verhindern, mögen manche fragen. Die bittere Antwort ist: nein. Seit den Anschlägen von 2001 hat die Bedrohung durch den Islamismus hohe Priorität im Westen - egal ob die Regierungen links sind oder rechts. Sie haben Programme gegen die Radikalisierung aufgelegt, und die Sicherheitsbehörden haben viele Mittel in die Überwachung der islamistischen Szene investiert. Dennoch gehen ihnen immer wieder Täter durchs Netz.

Zweifellos können die Staaten noch mehr tun, um der islamistischen Ideologie den Boden zu entziehen. Allzu oft nährt sie sich von sozialer Ausgrenzung, wirtschaftlicher Benachteiligung und dem Gefühl der Demütigung. Eine bessere Integration der Muslime ist hier wichtig. Ebenso wichtig ist es, zu verhindern, dass der IS in Syrien, dem Irak und anderen Ländern wieder erstarkt und aus dem Untergrund zurückkehrt. Hier sind Wachsamkeit und ein langer Atem gefragt."

"Dolomiten" (Bozen):

"Niemand in Europa scheint mehr vor der Gewalt fanatischer Muslime sicher. Das für uns Unverständliche daran ist, dass es in erster Linie Christinnen und Christen sind, die für die neuerliche Veröffentlichung von Mohammed-Karikaturen im areligiösen Pariser Magazin 'Charlie Hebdo' bestraft werden, das oft auch Christliches verhöhnt. Nach der Enthauptung des Mesners und einer Kirchgängerin in Nizza sind jetzt auch in Wien die Ruprechtskirche, das älteste christliche Gotteshaus der Stadt, und die griechische Dreifaltigkeitskathedrale am Fleischmarkt Schauplätze von Angriffen mit einem 'Sturmgewehr' geworden. Diesen bewaffneten Überfällen sind Türken- bzw. Afghanen-Krawalle in der Antonius-Kirche und sogar im Stephansdom vorausgegangen. In der islamischen Welt hat sich eben der notorische Hang eingenistet, Christen für alles und jedes, wofür sie gar nichts können, zu Sündenböcken zu machen. Für den politischen Islam ist es eben von Haus aus eine Art Kollektivschuld, christlich zu sein."

"Bild" (Berlin):

"Im Angesicht des Terrors wird aus einer schlechten Welt eine gute Welt. Zwei türkischstämmige junge Wiener retteten eine ältere Frau und einen schwer verletzten Polizisten. Im Kugelhagel des Terroristen schleppen sie die Schwerverletzten in Sicherheit. Einer der jungen Männer wird angeschossen. Die beiden sind wunderbare Menschen. Sie haben in der Nacht des Leids Menschen geholfen. Neben der schlechten Welt gibt es eine gute Welt. Das ist die Botschaft der beiden Jungs."

"Die Welt" (Berlin):

"Man kann sie nicht mehr hören, die Beschwichtigungsformeln und Kondolenzerklärungen der anderen europäischen Politiker nach den Terroranschlägen. Der einzige Staatsmann, der einen anderen Ton setzt, ist der Liberale Emmanuel Macron. Er hat schon vor den jüngsten Attacken und Anschlägen jenen Kampf angenommen, den der oft diffamierte Großintellektuelle Alain Finkielkraut seit dem 11. September beschwor: wir, die aufgeklärten Europäer, gegen einen unaufgeklärten, über das eigene Scheitern verbitterten Islamismus.

Dass es Wien trifft, mag viele Gründe haben: Die jüdische Gemeinde dort ist ein selbstverständlicher Teil einer weltoffenen, lebenslustigen, heiteren und charmant abgründigen Stadt. Und: Sebastian Kurz hat anders als die Bundeskanzlerin ein deutlicheres Signal der Solidarität mit Macron gesendet."

"taz" (Berlin):

"Diese groteske Kombination von Corona und Terror ist auch eine Metapher auf unsere Zeit. Das Virus, der Terror - schon eines würde reichen, eine Gesellschaft und urbane Gemeinschaft einem immensen Stresstest auszusetzen. Das eine verstärkt das andere: das Grundgefühl, dass der urbane Raum, dass 'da draußen' ein gefährlicher Ort ist. Und es addiert sich zu einem Gefühl der Überforderung.

(...) Schöne Momente in alldem? Gab es auch. Zwei austrotürkische Jungs stürmten in Todesverachtung im Kugelhagel in die Gefahrenzone, um einen schwer verletzten angeschossenen Polizisten zu bergen. Ein Passant rief dem Attentäter im breitesten Wienerisch nach: 'Oaschloch' oder 'Schleich di, du Oaschloch' ('Hau ab, du Arschloch'). Ganz genau ist das im Video nicht zu hören, wird aber längst - ob völlig akkurat oder nicht - zur Parole des Tages in den sozialen Netzwerken. Viel besser kann man den unverwüstlich-sturen Geist von Wien schwerlich einfangen."

"Wall Street Journal" (New York):

"Obwohl offizielle Stellen nicht kommentieren wollten, wer hinter dem Terrorakt steht, kommt dieser nach einer Serie von blutigen Attacken, die Frankreich in den vergangenen Wochen erschüttert hatten. Sie leiten die Rückkehr von Gewalt auf den von Terror gezeichneten Kontinent nach einer relativen Ruhephase ein."

"USA Today" (Tysons Corner):

"Die Attacke folgt einer Serie an tödlichen Angriffen in Frankreich in den jüngsten Wochen, parallel zu einer Gerichtsverhandlung in Zusammenhang mit den Anschlägen auf das Satiremagazin Charlie Hebdo im Jahr 2015. Die jüngsten Angriffe markieren die Rückkehr von terroristischer Gewalt ins Herz Europas, nach einer Periode, wo nur wenige solche Angriffe registriert wurden."